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Konkurrenzkampf der Bilder

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Wenn zwei politische Parteien im Wahlkampf ein und dasselbe Bild verwenden, dann ist das ziemlich peinlich. „Vorsicht, Verwechslungsgefahr!“, titelte pressesprecher.com kürzlich. In dem Artikel geht es darum, dass FDP und NPD vor der Bundestagswahl 2013 mit demselben Videomaterial einer glücklichen Familie Wahlkampf betrieben. Das ist passiert, weil beide Parteien anstatt eigene Produktionen zu finanzieren auf das umfangreiche und günstige Material sogenannter Microstock-Agenturen zugegriffen haben. Das PR-Desaster machte die Wahlkampfspots regelrecht austauschbar und schadete dem Image beider politischen Lager.

Doch nicht nur Parteien konkurrieren im Kampf um Aufmerksamkeit um authentische Bilder; auch NGOs tun das. Beim G7-Gipfel in Elmau am vergangenen Wochenende hat sich gezeigt, dass globalisierungskritische Nichtregierungsorganisationen bisweilen genauso professionell PR machen, wie die Politik selbst. Nicht nur die Veranstalter des Gipfels versuchen sich durch Bilder zu inszenieren, sondern auch seine Gegner.

Professionelle Inszenierung: aufgeblähte Köpfe. Foto: ONE Deutschland, flickr
Professionelle Inszenierung: aufgeblähte Köpfe. Foto: ONE Deutschland, flickr

Die Bühne des Gipfels für ihre Anliegen zu nutzen und damit eine Öffentlichkeit zu erreichen kostet eine Menge Geld. 20.000 Euro hat die Entwicklungshilfe-Lobby „One“ laut Süddeutscher Zeitung für eine Kampagne ausgegeben, um ihre Bilder rundlich-aufgeblasen in der Luft hängender Regierungschefs in den Medien zu verbreiten. Kommen die Fotos in der Öffentlichkeit an, erhöht sich Druck auf die Staatsoberhäupter.

Doch der Platz in Zeitungen und Nachrichtensendungen ist begrenzt. Um ihn konkurrieren die Nichtregierungsorganisationen. Dabei kommen sie teils in verzwickte Situationen: Wollen sie Aufmerksamkeit erzielen, müssen sie mit kreativen Ideen professionelles Bildmaterial produzieren. Doch professionell bedeutet auch: teuer. Schnell ist da von „gekauftem Protest“ die Rede. Das Bildmotiv der Welthungerhilfe, ein Sensenmann, war ein engagierter Schauspieler. SpenderInnen stören sich daran, dass mit ihrem Geld ein Profi-Darsteller bezahlt und nicht unmittelbar der Hunger bekämpft wird.

Von Spenden bezahlter Profi-Sensenmann. Foto: obs/Deutsche Welthungerhilfe e.V./Silvia Beres / Welthungerhilfe
Von Spenden bezahlter Profi-Sensenmann. Foto: obs/Deutsche Welthungerhilfe e.V./Silvia Beres / Welthungerhilfe

Die NGO steht in der Kritik, weil sie eigenen professionellen Foto-Content produziert hat, während FDP und NPD den Fehler gemacht haben, genau das nicht zu tun. Ein Spagat, der gelingen muss, wenn solche Aktionen nicht nach hinten losgehen sollen.