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Kleine Welt oder Nicht überall ist der Kunde König

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Paperworld 2006 – hört sich umfassend, global und offen an. Wie sich herausstellte, ist in manchen Köpfen die Welt doch noch ganz klein.

Die Paperworld, eine Fachmesse für Papier- und Büroartikel, fand in der vergangenen Woche in Frankfurt statt. Prinzipiell eine Veranstaltung, die mich von ihrem Angebot her, eher weniger aus dem Haus lockt. Papier wird für mich nur im Sonderangebot im Supermarkt interessant. (Sorry!)
Aus Marketing- bzw. PR-Sicht war der eine Abend, den ich auf der Paperworld verbrachte, allerdings eine interessante Erfahrung. Aufgrund einer Einladung nahm ich an einer der zahlreichen Standpartys teil, die auf Messen immer stattfinden. Man trifft Geschäftspartner, akquiriert neue Kunden, lästert über Kollegen und tauscht sich über den letzten Tratsch und Klatsch der Branche aus.

Brachenextern wird es erst interessant, sieht man die Veranstaltung, mit den Augen eines von PR und Marketing, in letzter Zeit, geplagten Studenten. Stichwort CSR. Große Schautafeln informierten über das Engagement des Unternehmens. Schulprojekte in der dritten Welt unter Einbeziehung der Mitarbeiter. Schonender Umgang bei der Verarbeitung bzw. Herstellung von Papier. etc. etc.
Das macht aber noch keine Party aus. Also gab es noch obendrauf: Wein, Weib und Gesang. Hier war man sich bewusst, was man für den Kunden tun muss.

Anderen war das eher weniger bewusst. Mit der Aussage „Der Kunde ist von grundauf dumm“, wurde ich jäh in die Welt zurückgerissen, als der Markt noch bestimmte, was der Kunde abnimmt. Bloß gut, dass ich bereits saß.
Denkt man eigentlich irgendwas, wenn man sagt, der Kunde ist dumm? Reicht eigenes Nachdenken nicht bis zu der Feststellung, der Kunde ist uninformiert und meine Aufgabe ist es, ihm nach besten Wissen und Gewissen aufzuklären, um ihm das optimale und zu ihm passende Produkt zu verkaufen?

Ich war an die Zeiten erinnert, als Versicherungsvertreter, sich offensichtlich einen Spaß daraus machten, in die kleine Welt unbescholtener Ostbürger einzudringen, um ihnen auch noch die abgetragenen Miederhosen ihrer Großmütter als das große Los zu verkaufen.

Lange Diskussionen konnten mein Gegenüber nicht überzeugen, dass der Kunde heute mehr erwarten darf, als nur eine kurze Abfertigung zwischen Tür und Angel. Das Serviceleistungen auch umfangreiche Informationen und eine gute Betreuung beinhalten. Und dass die heutige Marktsituation solch einen Einstellung zum Kunden nicht erlaubt. Wird Zeitmangel als Grund angegeben, kann ich dafür noch ein Minimum an Verständnis aufbringen. Aber alleine darauf sollte sich niemand ausruhen.

Ich will nicht polemisch werden. Aber es wäre illusorisch zu glauben, dass es sich hier um einen Einzelfall handelt. Und letztendlich reicht es auch nicht, nur den Spliss zu bekämpfen. An der Wurzel, also im Unternehmen selbst, muss kommuniziert werden, wie dem Kunden gegenüber zu treten ist. Und welches Bild man vom Unternehmen nach außen kehrt. Schließlich bildet doch der Kunde von heute, die Unternehmensexistenz von morgen.