… ein Hochhaus bauen? Diese Frage wäre in Schanghai sicherlich nicht so abwegig, wie in deutschen Landen, denn die Stadt verändert sich von Tag zu Tag, und das in einer unglaublichen Geschwindigkeit! Hier und da entstehen neue Wolkenkratzer oder andere werden fertig, wie zum Beispiel ist das neue Shanghai World Financial Center. Der ein oder andere kleine Shop an der Ecke, und einige der vielen Vergnügungstempel, in denen gestern noch bis zum Morgengrauen getanzt wurde, sind auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Vor allem aber weichen die kleinen, alten chinesischen Wohneinheiten dem ständig wachsenden „neuen“ Schanghai. Und in halb eingerissenen Wohnungen, zwischen Müll und Baustoffen, leben immer noch Menschen, die auf ihre „Umsiedlung“ warten, in Häusern ohne Fenster – auch im Winter.
Trotz alledem ist mir diese Stadt sympathisch und ich habe mich bei meiner Ankunft, vor genau zwei Wochen, gefühlt, als wäre ich endlich, nach 12 Stunden Flug, wieder zu Hause angekommen. Der Flughafen Pudong International Airport war mir diesmal vertraut, ich bin zielgerichtet zum richtigen der vielen Ausgänge gelaufen, habe ein Ticket für den Transrapid gezogen und bin mit 430 km/h zum nächsten Metro-Anschluss gerast – der Transrapid, hier unter dem Namen MagLev (Magnetic Levitation) bekannt, schafft die 30 Kilometer vom Flughafen zur Haltestelle LongYangLu innerhalb von acht Minuten, für fünf Euro. Umsteigen vom Transrapid in die Metro, hypermodernes und neues Schanghai, und weiter zur Metrostation Nanjing Xi Lu. Angekommen: Heraus aus dem Untergrund und aufsteigen in die Stadtmitte Schanghais. Die letzten Meter gehts weiter mit dem Motorradtaxi. Die sind etwas billiger, als übliche Taxis, und sie sparen Zeit. Denn im Gegensatz zu ihren vierrädrigen Kollegen, scheren sich die Piloten der kleinen 125 ccm Krads wenig um Fahrtrichtung und rote Ampeln – dabei stört es die kleinen Fahrer überhaupt nicht, wenn der fast doppelt so große Sozius noch einen großen Koffer und einen voll ausgestopften Rucksack dabei hat.
Was das eigentlich nun mit PR zu tun hat? Zum einen bin ich ein Online-Journalismus-Student, der sich im Studium für den Schwerpunkt Public Relations entschieden hat. Zum anderen arbeite ich in den Semester-Ferien in Schanghai als Content-Writer für eine Firma, die verschiedene Web-Communities betreibt. Für diese sozialen Netzwerke schreibe ich auch nicht nur irgendwelche Texte zur Suchmaschinenoptimierung oder Phrasen, die den Benutzern helfen, sich auf den verschiedenen Seiten zurecht zu finden. Ein kleines Beispiel ist eine Beschreibung für Wikipedia, die ich geschrieben und dort hinzugefügt habe. Was meint ihr? Wird Wikipedia ihn wieder löschen? 🙂 – Anregungen, Tipps und Tricks zu dem Thema sind sehr gerne willkommen.
Sicher! Für viele ist ein „Karriere-Start“ in der Erotik-Branche überhaupt nicht denkbar, schon gar nicht erstrebenswert, und wie erkläre ich das erst meinen Eltern? Doch letztendlich geht es hier um Produkte. So wie das überall woanders auch der Fall ist. Die müssen promoted werden und anschließend an den Mann, die Frau, das Paar, den Transsexuellen, den Transvestiten oder Mitglieder mit finanziellen Interessen gebracht werden. Und dafür braucht auch eine Erotik-Community die PR – also mich!
Meine Rolle in dem Unternehmen hat sich, seit meinem letzten Aufenthalt in Schanghai als Praktikant, stark gewandelt. Zunächst habe ich Internetseiten redaktionell überarbeitet, ihnen „meinen Stempel“ aufgedrückt, eine Menge SEO-Texte geschrieben, Newsletter verfasst, Kampagnen (mit)geplant, die ein oder andere Pressemitteilung verfasst und Ausschreibungen für PR-Firmen organisiert. Doch schnell habe ich die Pflege des seiteneigenen Blogs übernommen und ich bin immer mehr ein Teil des Teams um Strategen und Planer geworden. Mittlerweile gebe ich Impulse was, wann und wie an die Presse kommuniziert wird (die nächsten Tage erscheint ein Artikel in der Zeit über uns – ich werde den Link nachträglich hinzufügen) und bereite gerade eine Präsentation zur künftigen PR-Arbeit vor, erstelle Pressemappen und helfe dem jungen Unternehmen die Pressearbeit zu professionalisieren – es hat auch Vorteile, in Firmen zu arbeiten, die flexible Strukturen haben und nicht bis zur letzten Stelle durchorganisiert sind. Das sind in erster Linie Eigenverantwortung, die Möglichkeit, der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen und nicht zuletzt die Chance auf herbe Niederschläge und natürlich auch große Erfolge.
Hier, nicht nur in Schanghai, schließlich habe ich auch aus Deutschland für die Seite gearbeitet, konnte ich mittlerweile wichtige Erfahrungen, in der mir vorher unbekannten PR-Welt, sammeln. Für mich persönlich die wichtigste, um, mal salopp gesagt als Freelancer nicht auf die Schnauze zu fallen, ist die penibel genaue 🙂 Vereinbarung über den Leistungsumfang der PR-Arbeit, die erbracht werden soll – also einen Vertrag abschließen. Ansonsten werden monatliche Pauschalen zum Gegenstand immer fortwährender Verhandlungen, die für beide Seiten die Gefahr bergen, nicht zufriedenstellend enden zu können. In meinem Fall konnten wir uns trotz fehlender vertraglicher Grundlage zu einem Ergebnis verhandeln, mit dem beide Seiten zufrieden waren. Beim nächsten Mal gibts Leistung also nur noch mit Vertrag, obwohl ich eigentlich kein Freund von Bürokratie bin. Allerdings ist ja auch hinreichend bekannt, dass bei mündlicher Kommunikation so einiges schief gehen kann. Statt Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser, heißt es vielmehr: Vertrauen ist gut, aber Missverständnisse sind vorprogrammiert!
Und manchmal ist mein Kunde der Ansicht, dass Texte für Blogs, Pressemitteilungen oder beispielsweise ein Wiki, ähnlich schnell „zusammengebaut“ werden können, wie zum Beispiel ein Hochhaus in Schanghai. In China geht alles sehr schnell, doch deutsche Gründlichkeit, bzw. Qualität, braucht Zeit. So kommt es allzu häufig vor, dass ich E-Mails von Kollegen bekomme und auch persönlich mit den Worten angesprochen werde: „Kannst Du mal bitte schnell etwas darüber schreiben?“ Anders als PR-Agenturen oder journalistische Büros, wissen deren Kunden häufig wenig über den langen Entstehungsprozess eines informativen und interessanten Artikels, einer guten Story, oder sehen gar keinen Bedarf für eine gut geplante Kommunikationsstrategie. Und das beeinflusst letztendlich den Preis für die PR-Arbeit.
Somit habe ich zur Zeit mit meiner „Ein Mann Agentur“ keine andere Möglichkeit, als verschiedene Analysen, Kommunikationsmaßnahmen, und Evaluationsmöglichkeiten zu präsentieren, um so die Komplexität des Themas vorzuführen und meine Rechnungen zu rechtfertigen. Kurz um: Es geht um meinen ersten Pitch! Selbstverständlich bin ich jedes Mal aufgeregt, aber ich bin auch gut daruaf vorbereitet worden. Die Instrumente sind da, jetzt wird Musik gemacht, und die Gäste sollen zahlen. Was ich also hauptsächlich gelernt habe, und das vor allem in Schanghai, ist die Notwendigkeit, sich jederzeit gut verkaufen zu müssen. Denn die Aussage „Das ist doch schnell geschrieben“, lässt sich gar nicht so leicht als Falsch nachweisen – vor allem dann, wenn die Verantwortlichen in einem Unternehmen wenig Erfahrung damit haben.
Zu Anfang habe ich auf Vertrauen gebaut. Und der Schuß ist nach hinten losgegangen. In Zukunft wird es Verträge und ordentliche Vorauszahlungen geben, bis ich mir „Vertrauen“ wieder leisten kann. Denn Cash-Flow ist wichtig und Rechnungen haben bekanntlich wenig Zeit. In Schanghai geht alles schneller und auch Kunden finde ich hier schnell. Momentan arbeite ich an einer Internetseite für ein Immobilien-Unternehmen in Schanghai. Die brauchen eine Web-Seite und Promotion für ihre Wohnungen und Häuser – auch in deutscher Sprache. Den Job habe ich schon und der bringt mir mehr Euros bzw. Quai, als der andere – bei einem Bruchteil des Zeitaufwands. So schaue ich gelassen in die Zukunft, hier in Schanghai, der Boom-Town, in der alles ein bißchen schneller geht.
Ich finde deinen Beitrag recht Interessant: Aber mir kommt es vor als wäre China für schnelles Geld der richtige Ort?!
Na das wäre ja auch nicht schlimm 🙂 – Die Aussage „für schnelles Geld der richtige Ort“ würde so, glaube ich, auf viele Großstädte bzw. Megacities zutreffen. Wegen der hohen Bevölkerungsdichte und den vielen Firmen, gibt es eben auch viele „Opportunities“.