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Journalistenpreise als PR-Instrumente?

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Journalistenpreise bringen Publizisten Ruhm und Ehre und glänzen in den Lebensläufen. Die Dotierungen liegen oft mehr als ein Zehnfaches über einem üblichen Honorar. Nun hat auch die PR Gefallen an solchen Preisen gefunden. „In den letzten fünf Jahren ist die Ausschreibung von Journalistenpreisen zunehmend als Möglichkeit, sich zu profilieren, erkannt worden“, sagte Michael Haller, Professor für Journalistik an der Universität Leipzig. Dementsprechend boomt das Angebot an Journalistenpreisen. Oder handelt es sich nur um „Alibi-Preise“?

In ihrem Artikel „Auf den Preis geschielt“ schreibt Gisela Sonnenburg, PR-Profis würden mit Auszeichnungen häufig Journalisten für das Prestige von Unternehmen einspannen. PR-Vertreter sehen das etwas gelassener: Die ausgeschriebenen Preise sollen Journalisten motivieren, sich mit bestimmten Inhalten zu beschäftigen. Durch Auslobungen kann es der PR also gelingen, bestimmte Themen in den Medien zu platzieren.

Ein Beispiel: Mit dem econsense Journalistenpreis „Nachhaltigkeit mit Leben füllen“ werden Beiträge prämiert, die „unternehmerische Aspekte nachhaltigen Handelns“ vermitteln. Und wer verbirgt sich hinter econsense? Die Website verschafft Klarheit: Eine „branchenübergreifende Initiative von zurzeit 23 (…) Unternehmen und Organisationen der Deutschen Wirtschaft, die das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in ihre Unternehmensstrategie integriert haben.“ Darunter VW, Degussa und DaimlerChrysler.

Dazu stellt Sonnenburg folgende These auf: „Konzerne, die von Medien häufiger gescholten werden, wählen deswegen gerne den Umweg über eine ehrenwerte Stiftung oder einen gemeinnützigen Verein, um unverfänglich, auf den ersten Blick sogar unerkannt, Preise auszuloben.“

Weil auch solche Ausschreibungen von Journalisten bedient werden, verweist die Autorin auf eine „mitunter nicht unerhebliche“ Naivität ihres Berufsstandes. Trotz winkender Preisgelder, hält sich die Mehrheit der Journalisten jedoch für unbestechlich und streitet ab, dadurch zu einer Berichterstattung animiert zu werden. Lediglich ein Journalist äußerte gegenüber der Autorin, Preise würden ihn inspirieren und fügte hinzu: „Auf andere Pressemitteilungen reagiert man als Journalist schließlich auch.“ Namentlich wollte er jedoch nicht genannt werden.

Müssen sich Journalisten künftig rechtfertigen, wenn sie an Ausschreibungen teilnehmen? Sind Auslobungen verwerflich, von denen auch der ausschreibende Verein in gewisser Weise profitieren möchte? Werden Journalistenpreise als verpönt gelten? Der Medienkritiker Thomas Leif vom netzwerk recherche hat dazu eine klare Meinung – getreu dem Positionspapier zum Verhältnis von PR und Journalismus: „Journalisten müssen lernen, sich abzugrenzen.“ Und nicht ganz erkennbar ist, ob Leif oder die Autorin fortführt: „und den nächsten Preis der Industrie schlicht ablehnen. Und zwar aus Prestigegründen.“

via

Welt – Auf den Preis geschielt

econsense Journalistenpreis „Nachhaltigkeit mit Leben füllen“

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