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Journalismus und PR: Redaktionen auf der Anklagebank

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Die „Unterwanderung des Journalismus“ durch die PR (netzwerk recherche) ist die eine Seite. Ja, PR wird professioneller. Wahr ist auch: Viele Redaktionen öffnen der PR so manche Hintertür. Darauf hat jetzt hat der PR-Rat aufmerksam gemacht: Er hat beim Deutschen Presserat Beschwerde gegen drei Redaktionen eingereicht, die anscheinend mit offizieller Preisliste PR-Veröffentlichungen angeboten haben: Das Wellness Magazin des Verlags der Sächsischen Zeitung, die tcworld und der Gastro Vision Newsletter. Nur Einzelfälle?

Zugegeben: die im PR-Guide zitierte Agentur trifft knapp neben den Kopf des Nagels, wenn sie betont, die Praxis der Redaktionen, für PR-Artikel zu kassieren, gefährde kleine PR-Agenturen. Ich denke da mehr an die Leser. Und das vor allem, weil die drei nun in die Öffentlichkeit gezogenen Redaktionen sicher keine seltenen Ausnahmen sind, wie der PR-Guide argumentiert:

„Diese drei Fälle können nach Aussage von Dr. Horst Avenarius nur als die Spitze eines Eisbergs angesehen werden. Observer Argus Media hat im PR-Report 11/2005 berichtet, dass innerhalb von 2 Wochen 563 „Anzeigenartikel“ in deutschen Tageszeitungen zu registrieren waren. Die Zeitschrift WerbePraxis aktuell vermutete in ihrer Ausgabe 8+9/2005, dass 75% der deutschen Werbeleiter Schleichwerbung in unterschiedlichsten Formen angeboten wurde.“

Es hilft sicher nicht, wenn Journalisten und PR-Leute nun gegenseitig mit dem Finger auf sich zeigen, und schimpfen: „Du bist böse!“ – um sich dann gemütlich zurückzulehnen und wieder ihren Dingen nachgehen. Für die mediale Hygiene sind beide Seiten verantwortlich, wobei auf Seite der Journalisten die Verleger eine wichtige Rolle spielen – schließlich schaffen sie die Rahmenbedingungen für ihre Redaktionen. Umgekehrt wäre es auf der PR-Seite vielleicht schon ein kleiner Schritt, wenn Auftraggeber keinen Etat für bezahlte PR-Veröffentlichungen freigeben würden.

Soll das alles sein? Nein, sicher reicht dies nicht. Vielleicht sollten Journalismus und PR öfter an einem Tisch sitzen und gemeinsame Regeln für den Umgang miteinander besprechen. Die Selbstkontrollgremien Presserat und PR-Rat könnten die aktuellen Beschwerden zum Anlass dazu nehmen, um einen Anfang zu machen.