Am 25. April 2005 fand in Berlin unter größter Medienbeachtung die öffentliche Anhörung von Bundesaußenminister Joseph Martin Fischer, genannt Joschka, (Bündnis 90/Die Grünen) vor dem Visa-Untersuchungsausschuss statt.
Es sollte geklärt werden, ob in den Jahren 2000 bis 2002 ein massenhafter Visa-Missbrauch an osteuropäischen Botschaften, insbesondere in der Ukraine, stattgefunden hat. Auch die Rolle und Verantwortung Fischers bei der Visa-Vergabe standen zur Debatte. Er ist der erste Außenminister, der bei laufenden TV-Kameras vor einem Untersuchungsausschuss des deutschen Bundestages aussagt, und sich live, öffentlich rechtfertigen muss.
Das Plädoyer und die Aussagen von Joschka Fischer bietet das Hörbuch Download-Portal Audible.de jetzt zum kostenlosen herunterladen an.
Die Audio-Datei umfasst nicht die gesamte Befragungs-Dauer von 12 Stunden. Knapp ein Drittel der Zeit, genau 3 Stunden, 54 Minuten und 22 Sekunden, kann man Fischer in aller Ruhe lauschen.
Hier einige markige Aussagen aus der Anhörung des Bundesaußenministers:
Ich kann mich nicht erinnern. (Auf die Frage, ob Botschafter nach 2000 ihn auf Missstände bei der Visa-Praxis hingewiesen haben)
Bin ich hier beim Arzt, der meine Erinnerungsfähigkeit testen will? (Fischer auf die Frage, ob er sich an eine zuvor von ihm vorgelesene Passage erinnern könne.)
Wo Menschen sind, werden Fehler gemacht.
Die Verantwortung liegt bei mir. Schreiben Sie rein: Fischer ist Schuld. (Auf die Frage des Vorsitzenden, welche Mitarbeiter im Auswärtigen Amt Fehler gemacht haben und wie das im Protokoll festgehalten werden soll.)
Ob die Inspiration nun vom Heiligen Geist, von Mitarbeitern, von Fraktionen oder im dunklen Kellergewölbe gekommen ist, ist egal. (Fischer zur Herkunft der umstrittenen Formulierung Im Zweifel für die Reisefreiheit)
Wie sind Fischers Aussagen und Gedächtnislücken einzuordnen? Hans Zippert (Die Welt) analysiert in seinem Artikel Visa-TV: (Fischer) wusste, dass er nicht genug wusste aber was er hätte wissen können hat er nicht genug wissen wollen oder anders gesagt, er wusste, dass er nicht nichts wusste aber er wusste nicht, dass er so wenig wusste, übernahm aber dafür die volle Verantwortung. (…) Guido Knopp dreht schon ‚Fischers willige Helfer‘, ‚Fischers Frauen‘, ‚Fischers Fritz‘ und ‚Fischers schreckliche Aufarbeitungslosigkeit‘.
Ist der Hörer danach wirklich schlauer als zuvor? Hat er mehr Einblick in die Hintergründe der Visa-Affäre oder die parlamentarische Arbeit erhalten? Ich fürchte nein. Eine Live-Übertragung bringt nicht unbedingt Aufklärung. Sie rückt parlamentarische Ereignisse ins Licht der Öffentlichkeit. Aufmerksamkeit statt Aufklärung ist die Devise. Es ist Aufgabe der Medien das Event journalistisch, d. h. sachlich, aufzubereiten und über die Hintergründe zu informieren. Eine aufgeblasene Polit-Show kann dem Vertrauens- und Imageverlust der Politik und des Parlaments nicht entgegenwirken. Politische Live-Übertragungen, die nicht zum TV-Event hochgejubelt werden, sind sicher kein Quotenrenner. Dennoch müssen interessierte Bürger die Möglichkeit haben, das parlamentarisches Geschehen ungekürzt und ungefiltert zu verfolgen.
Welche Akteure ziehen einen größeren PR-Vorteil aus der Veröffentlichung der Fischer-Aussage als Hörbuch? Der Außeminister, weil er damit endgültig seine Unschuld beweisen konnte? Die Opposition, da es ihr gelungen ist, die Widersprüche bei der Visa-Vergabe zu verdeutlichen? Ein klarer Gewinner ist nicht auszumachen.
Sieger bleibt in jedem Fall die Audible GmbH. Sie bietet die Visa-Audiodatei zwar kostenlos an, der interessierte Hörer muss sich aber mit Namen anmelden und eine spezielle Audible-Software für Download und Wiedergabe des Hörbuchs herunterladen. So sammelt man fleissig Kundendaten.
Empfehlenswert ist die Visa-Audiodatei auf alle Fälle bei akutem Märchen-Mangel, Einschlafstörungen und Gedächtnislücken. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte ihren Ohrenarzt oder den GRÜNEN Ortsverein.