Neues von der neoliberalen Front: Die INSM (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) gerät zunehmends in den negativen Fokus der Medien. Das passt den Lenkern der INSM, Tasso Enzweiler und Dieter Rath, überhaupt nicht. Ab sofort wird scharf zurückgeschossen – und zwar in der untersten Schublade. Wie es jüngst in Freitag zu lesen war, bedient sich die INSM fortan der neuesten PR-Waffe aus den USA – dem „Blaming“.
Diffamieren und beschuldigen lautet die neue Taktik der INSM. Unpässliche Berichterstattung zieht „das Gespräch direkt bei der Redaktionsleitung“ nach sich, äußerte sich Thomas Leif, Vorsitzender der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche und Chefreporter beim Südwest Rundfunk (SWR), in Freitag. Mehr noch (Auszug aus Freitag):
Mit Beschwerdebriefen an Chefredakteure oder Intendanten wolle die Initiative die Redaktion einschüchtern und sie zur Vorsicht beim nächsten Beitrag ermahnen. Langfristiges Ziel dabei sei, der Kritik an der Initiative „die Spitze zu nehmen“. Daran kann die INSM nichts Ungewöhnliches entdecken. Schließlich würde man nur die „zuständigen redaktionell Verantwortlichen“ über unkorrekte Berichterstattungen informieren. Übrigens: Es kam bislang noch zu keiner Gegendarstellung. Obwohl die Initiative „natürlich“ davon überzeugt sei, zu Recht Beiträge kritisiert zu haben.
Das die Mittel der INSM in unseren Augen nicht ganz koscher sind, ist nicht zu bestreiten. Aber das man sich jetzt einer PR-Taktik – wenn man sie überhaupt als solch eine bezeichnen darf – bedient, die ganz, ganz unten anzusiedeln ist, entbehrt wohl jeglichem ethischen PR-Grundsatz. Nein, es reicht nicht aus sich mittels unkenntlicher Multiplikatoren und unsichtbarer Medienpartnerschaften in das öffentliche Bewusstsein zu mogeln – jetzt wird direkt und unverblümt angegriffen (Auszug aus Freitag):
Wegen seines Beitrags beim Magazin PlusMinus versuchte die Initiative, den SWR-Redakteur Dietrich Krauß zu diffamieren, indem sie ihm unterstellte, mit der globalisierungskritischen Organisation Attac zu sympathisieren. Auf Nachfrage bestreitet die Initiative dies mittlerweile allerdings. Ein aufgebrachter Oswald Metzger, ohne Amt bei den Grünen und Botschafter der INSM, fragte den Journalisten am Ende seines Interviews allerdings noch gereizt: „Sind Sie von Attac bezahlt?“ Dietrich Krauß lassen die Anspielungen kalt. Für ihn ist der Rufschädigungsversuch nichts anderes als ein rhetorischer Kniff, um keine Stellung beziehen zu müssen. „Kritische Fragen haben kein Parteibuch, sondern sind einfach Fragen“, sagt der Redakteur.
Und das war beileibe kein Einzelfall. Erschreckend. Mir stellt sich unweigerlich die Frage nach der Ethik in der PR. Es dauert vielleicht nicht mehr lange und ich arbeite selbst in einer PR-Agentur. Wie schätze ich mich ein? Natürlich, gegen etwas zu sein, das offensichtlich nicht richtig ist, ist relativ einfach. Aber wie sieht das im harten Berufsleben aus? Bleiben wir, bleibe ich standhaft? Der Erfolg zählt, doch welche Mittel sind recht, um diesen zu erreichen?
Der ganze Artikel bei Freitag
Hm, zwei Überlegungen dazu. Wir hatten es ja Dienstag davon, dass es nicht mehr so leicht ist in Schwarz-Weiß oder Gut-Böse zu unterteilen. Keine Angst, ich bin kein Freund des Denkens, es gibt nur diese zwei Antworten.
Aber ich bilde mir ein, und darf gerne korrigiert werden, dass gerade auf diesen Zug in den letzten zehn Jahren immer mehr aufspringen, die versuchen, Gefolgschaft zu rekrutieren. Egal mit welchen Mitteln. Und auch egal, ob dabei ethische Grundsätze über Bord geworfen werden. Dieser Trend, die Menschen für eine und nur die eine Sache zu begeistern – und eben alles andere zu verteufeln.
Ob man sich später diesem Denken unterordnet, hm, das wird womöglich von der sozialen Sicherung abhängig sein. Steht die auf einigermaßen soliden Beinen, dann fällt es leichter, moralische Werte aufrecht zu erhalten. Wackelt sie, dann muss einiges an Chuzpé mitgebracht werden, um bei einem Auftrag auch mal Nein zu sagen.
Keine Ahnung, wie viele und welche Mittel letztlich mit der eigenen Moral zu vereinbaren sind. Und welche von der Gesellschaft noch akzeptiert werden.
Vielleicht erscheint ja auch bald das legitim, was heute noch unvorstellbar ist. Es könnte schade um das unter den Teppich Gekehrte sein.