Journalisten sind objektiv und unbestechlich. PR ist dagegen nur ein anderer Ausdruck für Werbung. Die Rollenverteilung ist ebenso weit verbreitet, wie falsch. Blogger sind in diesem Schema noch nicht eingeordnet. Sie selbst halten sich teilweise für die Kontrollinstanz gegenüber den klassischen Medien – und für viel objektiver und unbestechlicher. Fragt sich nur, wie lange noch.
Journalisten sind – ganz im Gegensatz zu „PR-Fuzzis“ – Idealisten und sicherlich auch insgesamt höhere Wesen. Sie sind der Wahrheit und ihrem moralischen Kodex verpflicht und würden sich nie für Geschichten kaufen lassen.
Soweit die Utopie, soweit die weit verbreitete Meinung. Dass die Realität oft anders aussieht, wissen vor allem Blogger. Da Blogger in der Regel nicht auf Klickraten und Werbepartner angewiesen sind, verstehen sie sich häufig als die besseren Journalisten – zumindest kritisiert und verspottet die Blogosphäre häufig und gerne die Schreiberlinge bekannter Medien.
Doch Gelegenheit macht Diebe.
Der Autohersteller Opel hat, dank Stellenstreichungen und roter Verkaufszahlen, dringend eine Neulackierung seines angekratzten Images nötig. Zwar wurde den Rüsselsheimern oft unterstellt, wenig zukunftsorientiert zu arbeiten, aber die Zeichen der Zeit erkennt der Automobilkonzern dennoch.
Er hat bekannte und vielgelesene Blogger (Ix, Pia, Don, MC) eingeladen, den neuen Opel Astra kostenlos zu testen und im Gegenzug darüber zu bloggen.
Clevere Idee. Die sonst so anti-kapitalistischen Blogger nehmen das Angebot gerne an, werden doch zusätzlich noch die Unkosten von Opel übernommen.
Opel kann mit vergleichseweise geringen Kosten die Glaubwürdigkeit und Bekanntheit der Blogger für sich nutzen. Da die Blogosphäre vor allem von der Vernetzung lebt und Weblogs von Suchmaschinen hoch gerankt werden, sind Deutschlands Elite-Blogger nicht zu unterschätzende Multiplikatoren.
Es ist nur eine Frage der Zeit – und des Erfolges der Strategie, bis weitere Unternehmen auf diesen Zug aufspringen.
Wirklich spannend ist das, was die Blogger daraus machen. Bei einer guten Rezension über den neuen Astra, fragt demnächst vielleicht noch Porsche, Braun oder Lufthansa an, ob das ein odere andere Produkt nicht mal getestet werden möchte.
Bei einem Verriss kommt dann eher ein anderer Blogger in den Genuss, kostenlos Auto zu fahren.
Die Testberichte werden zeigen, wie das Selbstverständnis der Blogger aussieht und wie weit sie ihren Begriff von Moral und Unabhängigkeit fassen.
Auch der Chip-Hersteller AMD hat heute ein solche Aktion gestartet und bietet Bloggern neue Notebooks zum Test an. Infos hier: http://www.cio-weblog.de/50226711/amd_mit_weblog_und_testaktion.php
Vielen Dank für den Hinweis. Scheinbar greift diese Strategie schneller um sich, als gedacht…
Naja, wäre ja wirklich utopisch, wenn es keine Käuflichkeit gäbe.
Journalisten genießen ja auch gerne die Vorzüge von freien Eintritten oder Rabatten auf diverse Produkte, warum sollten Blogger nicht auch am Rande der Bestechlichkeit kratzen dürfen? Immerhin werden Themen in der Blogosphäre viel emotionaler behandelt.
Vielleicht wird sich ja bald ein Blog-Kodex ähnlich wie der Pressekodex entwickeln, wenn weitere Unternehmen auf diesen Zug aufspringen.
Prinzipiell ist dagegen auch nicht wirklich etwas einzuwenden.
Die Blogger haben so gut wie gar keine Verpflichtungen oder Richtlinien, an die sie sich halten müssen.
Aber zuvor wurde in den Blogs gerne über Journalisten hergezogen, die Presserabatte oder „Test-Ware“ annehmen, um anschließend darüber zu schreiben.
Tatsächlich glaube ich nicht wirklich, dass sich die Blogger auf abgekartete Sachen einlassen (a la: Der Astra ist aber auch wikrlich toll). Bin dennoch auf die Blogeinträge gespannt.
Es gibt keine Richtlinien für Blogger. Das stimmt. Dennoch glaube auch ich, dass sich ein Wandel in den Blogs vollziehen wird. Ich treffe auch immer häufiger auf Verlinkungen die absolut nicht zum Thema gehören. Ich kann mir auch vorstellen, dass es nicht mehr lange braucht bis eine Art „Blog-Ehrenkodex“ entsteht. Ich finde zum Beispiel Blogger unmöglich, die nicht argumentieren oder kommentieren sondern einfach nur frech, agressiv und beleidigend sind. Habe ich alles schon erlebt. Solche Leute sollten vom Blog ausgeschlossen werden. Wäre doch schon ein Anfang….
Meines Erachtens ist es mit dem Zeitpunkt der Bloggersubventionierung um die Glaubwürdigkeit geschehen. Sie ist quasi im Eimer. Denn nur die Unabhängigkeit von den gebloggten Themen macht uns aus. Ich glaube auch, das gesponserte Einträge viel früher aufgedeckt werden als ein gesponserter Beitrag in den Massenmedien. Unsere „saubere“ Einstellung zu bestimmten Themen gibt den Beiträgen die Kraft. Alle, die sich finanziell oder wie auch immer helfen lassen, sollten dies sehr vorsichtig tun! Denn der richtige Blogger wird sich seiner Wahrhaftigkeit nich berauben lassen.
„Ich glaube auch, das gesponserte Einträge viel früher aufgedeckt werden als ein gesponserter Beitrag in den Massenmedien.“
Bei den gesponserten Beiträgen, die ich bisher kenne, muss man gar nichts aufdecken, da die Blogger selbst darauf hinweisen. Das könnte man für meinen Geschmack durchaus in eine Netiquette aufnehmen.