Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Hinschauen und lernen

0

Beckenbauer und die WM-Stadien, Heidi Klum und ihr Papa, Jung von Matt und die Kampagne – im Moment gibt’s alle paar Tage einen PR-GAU zum Zuschauen und mitlachen. Handelsblatt-Redakteur Thomas Knüwer bringt es in seinem Blog auf den Punkt: wer laut zurückbellt riskiert, auch noch den Letzten auf das eigene Missgeschick aufmerksam zu machen.

Selten gab es für Berufskommunikatoren so viele schöne Beispiele, wie man’s besser nicht machen sollte. Franz Beckenbauer und sein WM-Organisationskommittee sind sauer über die Stiftung Warentest – die hatte es gewagt, die WM-Stadien für unsicher zu halten. Was macht man da? Mängel untersuchen, Besserung versprechen und dann schön abwarten, bis sich die Wellen wieder glätten? Nein, wir treten nach und sorgen dafür, dass die Medien noch wochenlang über das hin und her zwischen WM-OK und Stiftung Warentest berichten. Bald beschäftigt sich auch noch der Sportausschuss des Bundestags mit der leidigen Geschichte – dann hat sich auch im letzten Zuschauerhirn festgesetzt, dass die Stadien irgendwie nicht sicher seien.

Und Heidi Klums Vater verklagt den Werbeblogger, weil der unrechtmäßig den Namen seiner Tochter zu Werbezwecken mißbraucht habe. Dass Heidi Klum jedoch nur im Text und dem Titel eines Blogbeitrags auftaucht und dort für nichts werben soll, ist ihm völlig egal – genau wie die Tatsache, dass sein aggressives Vorgehen mittlerweile von Bloggern auf der ganzen Welt kritisch diskutiert wird, Tendenz steigend. Und der inkriminierte Blog-Beitrag? Der liegt bei der Suche nach „Heidi Klum“ im Google-Ranking bereits auf dritter Stelle hinter Klums eigener Seite. Wer in dieser Angelegenheit im Recht ist, mögen Juristen entscheiden. Das Thema aber darf damit als ordentlich hochgekocht gelten.

Aber da man aus solchen Fehlern nur schwer zu lernen scheint, zeigt auch die Werbeagentur nur wenig Gespür für Online-PR – und lässt ihre Anwälte eine Satire auf die eigenen Patriotismus-Kampagne „Du bist Deutschland“ schriftlich abmahnen. Dreimal darf geraten werden, welche Satire bald in aller Munde sein dürfte…