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Google vs. US-Justiz – Kampf um Nutzerdaten geht in die Verlängerung

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Es ist ein Kampf um Macht, genau genommen um sehr viel Macht in Form von Daten. Auf der einen Seite steht die Amerikanische Regierung, auf der anderen Seite der Suchmaschinenanbieter Google. Grund des Streits ist, dass Google sich standhaft weigert, der US-Regierung Informationen über das Such- und Surfverhalten seiner Nutzer zur Verfügung zu stellen.

Wozu braucht die amerikanische Regierung denn genaue Daten über das Such- und Surfverhalten der Internetnutzer, genau genommen Daten über die Nutzung einschlägiger Porno-Sites? Nun, ganz einfach. Die Verantwortlichen möchten verhindern, dass Kinder problemlos auf Porno-Sites zugreifen können. Denn, wie allseits bekannt, könnte dies die Kinder ja traumatisch beeinflussen. Um also den Schutz der lieben Kleinen zu gewährleisten und selbstverständlich ganz ohne Hintergedanken, werden eben genauere Informationen über das Such- und Surfverhalten der User benötigt, um künftig schärfere Gesetze gegen Porno-Sites zu ermöglichen.
Da Goggle sich u.a. mit dem Verweis auf den „unverhältnismäßig hohen technischen und personellen Aufwand, den das Bereitstellen dieser Informationen bedeuten würde“ bis heute weigert, Daten preis zu geben, will nun das US-Justizministerium über ein kalifornisches Bezirksgericht gegen den Suchmaschinenanbieter vorgehen.
Im Gegensatz zu Google sind andere Firmen wie Time Warner, Yahoo oder Microsoft der Aufforderung der US-Behörden, die bereits im August 2005 das erste Mal gestellt wurde, gefolgt. Jedoch nicht ohne darauf zu verweisen, dass dadurch die Privatsphäre ihrer User nicht beeinträchtigt würde.

In seinem Artikel „Wer Fragen stellt, macht sich verdächtig“, der bei Spiegel Online erschienen ist, widmet sich der Autor Andrian Kreye diesem Streit, nimmt die Reaktionen einiger US-Bürger aufs Korn und zeigt die seiner Ansicht nach wahren Beweggründe der US-Regierung auf. Für ihn ist der eigentliche Grund für die Forderung nach Einsicht in die Userdaten großer Firmen wie Google nicht etwa die Bekämpfung der Porno-Sites, sondern der Wunsch nach einer totalen Kontrolle. Aufgrund der bei einer Suchmaschine eingegebenen Begriffe lässt sich schließlich einiges über die Person, die dahinter steckt ableiten.
So schreibt Kreye:

„Wie so oft geht es bei diesem Streit jedoch nicht nur um den konkreten Fall. Die US-Regierung sollte natürlich großes Interesse daran haben, die Freiheiten einer Firma wie Google zu beschränken. Google ist der vielleicht erste Globalkonzern, der sich eine weltweite Monopolstellung bei der Filterung der Datenströme erkämpft hat. Das bedeutet Macht, die weit über die Wirtschaftsmacht konventioneller Konzerne hinausgeht.

Für Google ist diese Macht aber an die Glaubwürdigkeit ihrer Marke gebunden, die durch eine Herausgabe der Daten irreparablen Schaden erleiden würde. Da sind auch die jüngsten Zugeständnisse an Chinas Zensur kein Widerspruch. Google macht Geschäfte, keine Politk.

Die US-Behörden haben aber auch einen Drang zur absoluten Kontrolle. Sollte es der Regierung im Windschatten von moralisch unantastbaren Gerichtsbescheiden zum Schutz von Kindern von Pornografie gelingen, die Anonymität des Internets zu brechen, wäre ihnen ein Coup gelungen, der die Big-Brother-Visionen von Science-Fiction-Autoren weit übertrifft.“

Harren wir also der Dinge und sind gespannt, ob Google sich erweichen lassen wird, die US-Regierung im “moralischen Feldzug“ gegen die Porno-Sites im Netz letztlich doch noch zu Unterstützen und die heißbegehrten Daten zur Verfügung zu stellen.

via
www.sueddeutsche.de