Die jüngste Entführung einer amerikanischen Journalistin in Bagdad ist nur ein erschreckendes Beispiel von vielen für die zunehmende Gewalt gegen Journalisten im Ausland. Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ ist die Zahl der getöteten Journalisten 2005 wieder angestiegen. Insgesamt kamen während oder wegen ihrer Arbeit 68 Medienmacher ums Leben – zehn mehr als 2004.
Dabei belegt der Irak bereits zum dritten Mal den ersten Platz der gefährlichsten Länder für Journalisten. 24 Journalisten und fünf Medienmitarbeiter starben 2005 im Irak, meist nach Angriffen von Terroristen und aufständischen Gruppen. In drei Fällen sollen angeblich auch US-amerikanische Truppen beteiligt gewesen sein, so „Reporter ohne Grenzen“. Auf den Philippinen kamen sieben Journalisten wegen ihrer kritischen Beiträge ums Leben. Die Verantwortlichen, oft Politiker, Geschäftsleute oder Drogendealer, werden jedoch kaum zur Rechenschaft gezogen.
Erschreckend auch die Zahl der weltweit zensierten Medien und gewalttätigen Übergriffe im Vergleich zu 2004: Mit mindestens 1.006 zensierten oder verbotenen Medien im vergangenen Jahr, stieg die Zensur um über 60 Prozent. Ausschlaggebend hierfür sei laut „Reporter ohne Grenzen“ vor allem die verheerende Beschneidung der Pressefreiheit in Nepal. Ebenso erhöhte sich die Zahl der Drohungen und gewalttätigen Übergriffe auf Journalisten von 1.146 auf 1.308.
Weltweit sind derzeit 126 Journalisten und 70 Internet-Dissidenten in internationalen Gefängnissen inhaftiert. China mit 32 Inhaftieren, Kuba mit 24 und Äthiopien mit 17 Festnahmen sind die Spitzenreiter. In Äthiopien kam es zu den Massenverhaftungen im November 2005, nachdem Journalisten über einen angeblichen Wahlbetrug im Mai berichtetet hatten. In China wurden zudem vier Radiosender mithilfe technischer Ausstattung aus Frankreich blockiert. Redakteure aller Medien erhalten fast täglich eine Liste mit Tabuthemen vom Propagandaministerium.