Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

G8-Nachtrag: Was vom Zaune übrig blieb…

0

Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel: Während Massen an hiesigen Journalisten vor unter hinter dem Zaun drei Tage lang versuchten, sich bei der Berichterstattung gegenseitig zu übertreffen, scheint das Zusammentreffen von Merkel, Bush und Co. international auf wenig Beachtung gestoßen zu sein. So nachzulesen jedenfalls bei der Netzeitung. Diese berichtet, dass es viele Artikel über den G8-Gipfel nicht einmal auf die erste Seite geschafft hätten. Und wenn überhaupt, dann wären nationale Interessen stets für wichtiger als die gesamtpolitischen Entscheidungen erachtet worden.

Bleibt also noch die Berichterstattung über die Berichterstattung. Eifrig diskutiert in der Blogosphäre wurde in den letzten Tagen die Frage, inwieweit die klassischen Medien überhaupt noch objektive und sorgfältige Kontrollinstanzen sind. Der Spiegelfechter zum Beispiel sieht die Medien als ersten großen G8-Verlierer, da die Journalisten schon im Vorfeld des Gipfels falsch und unzureichend informiert hätten.

Stellvertretend für die Diskussion steht eine Falschmeldung der dpa vom vergangenen Samstag. Darin wird der Globalisierungskritiker Walden Bello mit den Worten zitiert:

„Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen.
Mit friedlichen Mitteln erreichen wir nichts.”

Ein inhaltlich vollkommen falsches Zitat, das allerdings eifrig von prominenten Medien wie Spiegel Online, Bild.de oder der Berliner Boulevardzeitung „B.Z.“ übernommen wurde. Drei Tage lang, bis schließlich die Richtigstellung durch die Deutsche Presse Agentur erfolgte. Die ganze Chronologie der Falschmeldung gibt es auf dem Blog von Stefan Niggemeier.

Wenig Konkretes hat der Gipfel indes gebracht, will man ein Fazit der Verhandlungen vom sonnigen Ostseebad ziehen. Neu war allerdings manche Art der Berichterstattung. So setzte der Spreeblick auf kurze Textnachrichten im Twitter-Stil. Berichterstatter vor Ort konnten SMS-Mitteilungen oder Anrufe hinterlassen, die auf der Seite dann entsprechend als Kurznachricht oder MP3 angezeigt wurden. Wirklich viel Informationsgehalt hatten diese Meldungen zwar nicht („gerade hier im medienzentrums-fernsehen: leute die linkspartei-luftballons über den Zaun werfen. sieht lustig aus“), doch darf man trotzdem gespannt sein, was uns im Zuge des Web 2.0 noch alles an neuen Methoden der Nachrichtenübermittlung erwarten wird.

Zum Schluss noch ein Blick in Richtung Werbeindustrie: Diese ist im Vorfeld des Gipfels ebenfalls nicht untätig geblieben. So hat sich Absolut Vodka etwa den Hype um den G8-Gipfel zu Nutzen gemacht und in einen entsprechenden Werbeclip verpackt. Dort endet die Konfrontation zwischen Polizei und Demonstranten allerdings nicht mit Randalen und Verletzten, sondern in einer riesigen Kissenschlacht.