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Fundraising zwischen Klinken putzen und Social Software

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Gestern ist in Magdeburg der Fundraisingkongress zu Ende gegangen. Für mich eine sehr spannende Veranstaltung, auf der mehr als 500 Fundraiser, Nonprofit-Marketiers und PR-Leute versammelt waren – von so ziemlich allen Organisationen, die man mit dem Thema verbindet. Leider konnte ich mir keine Vorträge anhören, hatte aber viel Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen. Ein herzliches Willkommen an alle neuen Leser. Zwei Eindrücke, die ich in Pausengesprächen gewann, haben mich etwas überrascht.

Erstaunt hat mich zum einen, wie wenig Fundraiser und PR-Leute offensichtlich voneinander wissen; zum anderen, dass sich viele Organisationen beim Fundraising ausschließlich auf die Generation 50+ zu konzentrieren scheinen.

Interessant in diesem Zusammenhang fand ich auch ein Frühstücksgespräch mit dem Geschäftsführer einer Werbeagentur: Er erzählte, wie effektiv es sei, Leute in eine Uniform zu stecken und Klingeln putzen zu lassen, um neue Mitglieder zu gewinnen. Die sind für die Nonprofits natürlich besonders wichtig, da sie nicht einmalig spenden, sondern regelmäßig ihre Beiträge zahlen und somit für ein festes Budget sorgen. Besonders erfolgreich sei dieses Prinzip, wenn man ortsbekannte Werber auf die Straße schicken kann. Offenbar will in dieses Geschäft, in dem bisher v.a. Malteser und Rotes Kreuz aktiv sind, demnächst auch eine bekannte Umweltorganisation einsteigen. Für einen Netzbewohner klingt das etwas fremd 😉

Hauptthema für mich war natürlich, die (mögliche) Bedeutung von Social Software für das Fundraising zu diskutieren. Bisher haben die meisten Nonprofits mit Blogs & Co. zumindest hier zu Lande ja wenig am Hut. Vielleicht ändert sich das rasch. Jedenfalls hatte ich nach dem Vortrag und dem Workshop, die ich zum Thema bestreiten durfte, ein recht gutes Gefühl.

Über eines waren wir uns schnell einig: Um die klassische ältere Fundraising-Zielgruppe zu erreichen, sind Weblogs & Co. im Moment noch nicht unbedingt ideale Tools. Andererseits halte ich Weblog-User für besonders aufgeschlossen und das gerade für viele Themen, die von Nonprofits vertreten werden. Dabei sollte es aus meiner Sicht nicht darum gehen, Spendenaufrufe im Blog zu verbreiten, sondern darum, Transparenz und Bindung herzustellen. Meine Anregung, Spendern und Interessierten von der Projektarbeit vor Ort zu berichten und dafür Podcasts oder Blogs einzusetzen, schien einigen meiner Gesprächspartner gut zu gefallen. Die Antarctica 2005 hat gezeigt, dass Podcasts auch vom unwirtlichsten Ende der Welt aus mit geringem Aufwand gefüttert werden können, und das Indonesien-Blog von Unicef nach der Tsunami-Katastrophe war ebenfalls ein interessanter Ansatz, um authentisch über die Situation vor Ort zu berichten. Ich finde das sinnvoll, denn es ist aus Studien bekannt, dass viele Menschen, die für ein Projekt gespendet haben, hinterher oft unzufrieden sind, weil sie nie erfahren, was konkret mit dem Geld passiert ist und ob das Projekt erfolgreich war.

Recht groß schien mir auch das Interesse an den Möglichkeiten der internen Nutzung z.B. von Wikis, Blogs oder Social Bookmarks, denn gerade Nonprofit-Organisationen haben oft räumlich verteilte Teams, für die das Wissensmanagement eine große Herausforderung ist.

Danke für die interesssanten Gespräche. Ich bin gespannt, ob in nächster Zeit ein paar Social Software-Projekte bei Nonprofits aufgesetzt werden – vielleicht ja auch im Rahmen eines Projektes mit unserem Studiengang…

>> Mein Vortrag beim Fundraisingkongress (pdf)
>> Das TiddlyWiki zum Workshop

  1. Danke für die Blumen und den netten Hinweis.

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