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Experiment beendet- Washington Post schließt Blog

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Nach knapp zwei Monaten hat die Washington Post ihr Experiment- Leser unter dem Dach der Zeitung bloggen zu lassen- beendet. Als Grund nennt die Redaktion eine Vielzahl von Regelverstößen, Beschimpfungen von Autoren und generell Unflätigkeiten.

Ein jedes Weblog lebt von der Kommentarfunktion. Nur so kann ein Weblog zur lebendigen Diskussion beitragen. Doch ein Medium kann es sich nicht erlauben, dass unter dem Dach ihrer Marke alles publiziert wird. Die Beiträge müssen Grundregeln gehorchen, dürfen geltendes Recht nicht verletzen und nicht die Persönlichkeitsrechte anderer Personen verletzen.

Die Washington Post, so heißt es bei seiner Schließung, habe zum Schluss zwei Redakteure in Vollzeit beschäftigt, die die eingesandten Artikel auf Rechts- und Regelverstöße zu überprüfen- eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Deshalb entschied die Chefredaktion die Kommentarfunktion des Weblogs zu sperren.

Ursache für die Schließung der Kommentarfunktion war die Flut derbster Beschimpfungen gegen eine Kolumnistin des Blattes in den letzten vier Tagen, die nicht mehr unter Kontrolle zu bringen war. Ein öffentliches Statement des Online-Chefredakteurs Jim Brady, welches im Moment noch auf der Blog- Site zu lesen ist, erklärt die Gründe des Blattes.

Gegen aufkommende Kritik wegen des Rückzugs aus dem Bloggen verteidigt sich Brady mit einem Aufruf: „Wir haben eine Idee, einen gesunden Dialog mit der Öffentlichkeit zu führen, nicht aufgegeben, aber diese Erfahrung zeigt uns, dass wir vorsichtiger an diese Sache herangehen müssen.“ Brady schließt seinen Brief an die Blogger mit dem Aufruf, sich mit konstruktiven Anregungen an ihn zu wenden.

Doch mit der Schließung des Blogs ist die Washington Post nicht allein. Die Erfahrung macht im Juni letzten Jahres die „Los Angeles Times“, nach nur zwei Tagen Laufzeit schloss sie ihr offenes Blog wieder, nachdem dort pornographisches Material veröffentlicht worden war.

An diesen Beispielen stellt sich die Frage, in wie weit die Medien mit einem offenen Dialogsangebot an ihre Leser heran treten können. Und wie die schwarzen Schafe des Bloggens nicht dafür sorgen, dass die Leser, die die offene Kommunikation suchen vor verschlossenen Blogs stehen.

gelesen bei Spiegel-online

  1. Sascha Plischke

    Ich will ja nicht meckern, aber hat die „Washington Post“ nun ihre Blogs geschlossen – oder nur die Kommentarfunktion gesperrt? Die Blogs sind immer noch online und werden weiterhin gepflegt. Und in den aktuellen Beiträgen der Blogger – ihres Zeichens jetzt und ehedem Redakteure der „Post“ – wird gerade über das Problem mit den Kommentaren diskutiert. Da hat sich der Spiegel wohl einen kleinen Fehler geleistet und nicht zwischen Comment und Blog unterschieden *g*. Denn Leser-Blogs scheint es bei washingtonpost.blog nicht gegeben zu haben.

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