Dass an dieser Weisheit tatsächlich etwas Wahres ist, musste vor einiger Zeit die Marke „Du Darfst“ feststellen. Diese erhitzte mit ihrem Slogan „Fuck the Diet!“ Anfang April die Gemüter. Mit diesem Spruch animierte eine fröhliche Frauenstimme dazu, das Kalorienzählen sein zu lassen. Was ist nun aber aus der Kampagne geworden?
Schnell musste “Du Darfst” zurückrudern, zu viele negative Kommentare zur neuen Kampagne tauchten vor allem auf der Facebookseite der Marke auf. Besonders Eltern, deren Kinder den Spot im TV sehen, waren nicht begeistert von der derben Wortwahl. Die Kommentare einiger Leser beispielsweise auf medienschalk.de zeigten, wie kontrovers die Kampagne diskutiert wurde.
„Du Darfst“ reagierte prompt und schrieb auf seiner Facebookseite: “wir haben eure zahlreichen Kommentare gelesen und bemerkt, dass unser neuer TV-Spot einige von euch irritiert und verärgert hat. (…) Wir verstehen „Fuck the Diet“ als emotionalen Ausdruck einer Einstellung, von der wir glauben, dass sie von einer Menge Frauen insgeheim herbeigewünscht wird.”
Kurz darauf durften die Konsumenten abstimmen, wie der neue Slogan lauten soll. “Fuck The Diet” stand nun nicht mehr zur Auswahl. Stattdessen heißt es nun milder “Diät – ohne mich!”.
Aufmerksamkeit hat die von der Agentur „Ogilvy & Mather“ entworfene Kampagne also auf jeden Fall erregt. Und was will man mehr in der Werbebranche? Denkbar ist auch, dass „Du Darfst“ mit diesem Slogan besonders jung und hipp wirken wollte. Eigentlich seltsam, wenn die Zielgruppe der Marke doch erwachsene Frauen sind.
Vielleicht sollte auch einfach nur von der Frage abgelenkt werden, die sich gebildete Frauen sonst stellen würden. Warum wirbt ein Hersteller von fettreduzierten Produkten dafür, das Kalorienzählen sein zu lassen? [1] Lautet die eigentliche Botschaft etwa:“Scheiß auf Diäten, aber kauf unsere Diätprodukte”?
Geiz ist geil, lass dich nicht verarschen und Fuck the diet! Der [2] Verein deutsche Sprache e.V. ist nicht begeistert über die Verrohung des Sprachstils in der Werbung. Kritisiert wird vor allem die Verwendung deutsch-englischer Werbesprüche. Der Verein bezeichnet diese als „Großangriff gegen das Sprachniveau und gegen klare Aussagen in deutscher Sprache.“ Mit der Niveaulosigkeit des „Du Darfst“ Werbespruchs sei ein sprachlicher Tiefpunkt erreicht.
Werden wir uns also an diese [3] Art der Werbung in Zukunft gewöhnen müssen? Oder sind wir vielleicht schon daran gewöhnt?
Vielleicht wirbt demnächst ein Hersteller von E-Zigaretten mit dem Slogan „Fuck the Rauchverbot“. Oder wir lesen ein Plakat der Atomlobby mit dem Aufdruck: „Scheiß auf CO2- Ausstoß“.
Mag sein, dass damit ordentlich Aufmerksamkeit erregt wird. Und damit wäre schließlich das eigentliche Ziel der Werbung erreicht.[4] Dass man mit solch einem Sprachstil aber auch danebenliegen und seine Zielgruppen verschrecken kann, zeigt die Kampagne von „Du Darfst“ sehr deutlich.