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Doch keine Generation Praktikum?

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Martin Kulik wagt in seinem Blog das unfassbare: Er bezweifelt die Generation Praktikum! Er fordert alle Studenten und Praktikanten auf, sich endlich von dieser Illusion zu verabschieden. Kulik beruft sich auf mehrere Studien und verweist außerdem darauf, dass Praktika eben am verbreitesten in der Medienbranchen seine und die Medien sich durch die Diskussion mal wieder mit sich selbst beschäftigen würden. Akademiker hätten noch immer die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt und würden meist einen angemessenen Arbeitsplatz finden. Na, da kann jetzt doch nichts mehr schief gehen!

  1. Vobbo

    Der hat keine Ahnung.

    Ich wurde 2003 als unbezahlter Praktikant/WissenschaftlicherMitarbeiter 6 Monate von der CIS Institut für Mikrosensorik gGmbH in Erfurt ausgenutzt.

    Als man mich dann nicht wie versprochen nach 6 Monaten eingestellt hat, bin ich vors Arbeitsgericht Erfurt gezogen und habe, da natürlich alles abgestritten wurde, den Arbeitsgerichtsprozess verloren. Meine Leistungen waren übrigens, wie auch im Arbeitszeugnis bestätigt wurde, sehr gut.

    Da ich seinerzeit von Sozialleistungen lebte, musste ich, um den Arbeitsgerichtsprozess führen zu können, Prozesskostenbeihilfe beantragen, die auch genehmigt wurde. Vor einigen Tagen habe ich nun ein Schreiben des Arbeitsgerichtes Erfurt erhalten, in dem die Kosten für den Arbeitsgerichtsprozess in Höhe ca. 1400 EURO von mir zurückgefordert werden. Nicht genug damit, dass ich unbezahlt gearbeitet habe. Jetzt muss ich auch noch draufzahlen. Dieses Schreiben hat bei mir alles wieder – wie eine ins Unterbewußtsein abgetauchte Wasserleiche – hochkommen lassen. Ich empfinde die Demütigung unbezahlt gearbeitet zu haben stärker als je zuvor.

    Wer meint fleißige MA so behandeln zu können, gehört als asoziales Unternehmen ganz dringend an den Pranger gestellt.

    Schlimm ist, dass man das Trauma, unbezahlt gearbeitet zu haben, niemals mehr los wird. Der Hass auf diejenigen, die einen ausgebeutet haben, wird mit den Jahren immer größer. Je mehr man verdient, um so mehr merkt man, wie sehr man ausgenutzt wurde. Setzt Euch diesem Trauma nicht aus.

    Leute ich kann Euch nur raten: kein Praktikum. Verlangt direkt, was ihr Wert seid. Und wenn die Euch noch so oft erzählen, wie wichtig ein Praktikum. Die wollen die produktivste Zeit Eures Lebens für umsonst und erzählen dafür sonstwas für Märchen.

    Und wenn Ihr in einem von Arbeitslosigkeit geplagten Bundesland wie Thüringen lebt, in dem man es sich wegen des (noch) reichlich vorhandenen Fachkräfte-Pools meint erlauben zu können, dieses wie den letzten Dreck zu behandeln und auszunutzen, dann mein weiterer dringender Rat: Nichts wie weg.

    Ich lebe übrigens jetzt in Baden-Württemberg. Glücklicherweise.

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