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Die re:publica TEN aus der Sicht eines YouTubers

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Auf der re:publica treffen viele verschiedene Zielgruppen aufeinander: Neben Journalisten, PR- und Marketingleuten, Entwicklern und Vertretern der Zivilgesellschaft findet man hier auch den ein oder anderen YouTuber. Von diesen liest man nicht so viele Blogposts zur rpTEN, hier schon.

Neben dem Studium bin ich YouTuber oder auch Vlogger. Mit zunehmender Reichweite werde ich immer häufiger von Unternehmen und Agenturen kontaktiert, denn Influencer Marketing steht gerade hoch im Kurs. Ich versuche, meine relativ junge Zielgruppe – im Moment sind es etwa 150.000 Abonnenten – aber weniger mit Kauf-Empfehlungen zu beeinflussen, sondern mache Videos aus Leidenschaft, um meine Zuschauer zum Lachen zu bringen und ihnen ab und zu auch etwas von meiner Lebenserfahrung mitzugeben. Im Gegensatz zu einigen anderen YouTubern richte ich meinen Content nicht danach aus, dass Marken ihre Produkte optimal in meinen Videos platzieren können. Ich persönlich möchte den Spaß an den Videos, die ich gerne produziere, nicht verlieren.

Für mich war nun die Frage, was mir die Republica bringen würde, ich habe sie dieses Jahr zum ersten Mal besucht. Besonders interessant fand ich Vorträge über Social Media-, Content- und natürlich Influencer Marketing. Heute möchte ich euch zeigen, wie ich die re:publica erlebt habe, was meine Highlights waren und welche Schwierigkeiten der Job „YouTuber“ so mit sich bringt.

Snapchat  für Erwachsene

Erstmal snappen: meine erste Session ist „What’s next for Twitter and News“. Auch ich nutze Twitter täglich, um meine Community auf dem Laufenden zu halten. Ich hätte mir von Mark Little etwas mehr Input gewünscht, vor allem, was die Zukunft von Twitter betrifft. Storytelling kann er aber auf jeden Fall, da kann sich jeder eine Scheibe abschneiden.

Nächste Session: „Snapchat für Erwachsene“ oder auch „Ein 14-jähriger erklärt Erwachsenen, wie Snapchat funktioniert“. Ein Speaker, der Snapchat bereits kommerziell nutzt, wäre für mich (und einige „Erwachsene“ im Raum) deutlich spannender gewesen. Vor allem, da es schon genügend Beispiele für „Snapchat-Stars“ gibt. Schaue man sich doch allein den Hype um Daniel und seine „white Vans“ an, dessen Snaps in den letzten Monaten viral gegangen sind. Joshua ist leider kein Snapchat-User der ersten Stunde, sondern ein Schüler, der die Plattform größtenteils zur Kommunikation mit seinen Freunden nutzt und pro Snap ca. 100 Views bekommt. Auch über andere Influencer konnte der 14-Jährige auf Nachfrage des Publikums nicht viel erzählen, da er lediglich ab und zu die Stories von einigen Rappern wie Drake verfolgt. Die gefeatureten Discover-Kanäle bezeichnete er als „Werbung, also nicht wichtig“. Schnell wurde hier deutlich, dass sich dieser Vortrag sehr oberflächlich mit den einzelnen Funktionen von Snapchat befasst und weniger mit seinem Potential.

Für mich persönlich ist Snapchat das interessanteste soziale Netzwerk, allein schon deswegen, weil es so einfach und transparent ist. Bei Snapchat muss man nicht lange überlegen, welche Filter und Überschriften man wählen sollte, es wird einfach gepostet. Die Hemmschwelle, etwas „nicht so Schönes“ zu posten ist viel niedriger, als bei Instagram & Co. und deswegen wirkt das Ganze viel näher beim Zuschauer.

Am späten Nachmittag war’s das dann auch schon wieder mit dem ersten Tag der re:publica, denn dann ging’s zu einem wichtigen Termin – ein Vorstellungsgespräch für ein Praktikum im Social Media-Bereich. Denn auch als YouTuber kommt man um ein Pflichtpraktikum nicht herum.

Crosspromo sorgt für Reichweite

Der zweite Tag der re:publica war für mich der Interessanteste. Schon am Vormittag kamen so viele spannende Vorträge, dass ich mich gar nicht so richtig entscheiden konnte, welche ich besuchen soll. Leider ging es vormittags aber trotzdem nicht dort hin, denn ich war um 8:30 Uhr mit einer befreundeten YouTuberin verabredet, um mit ihr zusammen zwei Videos für unsere Kanäle zu drehen. Das frühe Aufstehen war nicht so toll, dafür der Dreh dann umso lustiger! Crosspromo ist für YouTuber der einfachste und auch angenehmste Weg, seine Reichweite aufzubauen. Videos mit anderen zu drehen macht sowieso Spaß und sich dann seine Abonnenten „auszutauschen“ hat einen schönen Mehrwert.

Mittags ging’s wieder zu re:publica zum für mich ersten Vortrag des Tages: „Content-Marketing: Der Vormarsch der Pseudo- Journalisten“. Grundlegend ist zu sagen, dass der Vortrag sehr interessant war – zumindest für Neulinge, denn auch hier wurde eher an der Oberfläche gekratzt. Wem Content-Marketing vorher noch nicht wirklich ein Begriff war, der fand hier schnell eine sehr interessante und gut erklärte Einführung in das Thema. Für mich als YouTuber war vor allem spannend herauszufinden, wie sehr sich manche Unternehmen im Content-Marketing engagieren und welche Summen dort eigentlich fließen.

Zum Abschluss des zweiten Messetages ging es zur Youturn-Preisverleihung. Dort sah ich bekannte Gesichter wieder, denn Yourturn ist ein Youtube-Contest, bei dem eine Jury von YouTubern und anderen engagierten Leuten aus dem Webvideobereich die besten Youtube-Newcomer gekürt haben. Interessant war vor allem, auf welche verrückten Ideen die Teilnehmer kamen. Für ein erfolgreiches Youtube-Format waren die meiner Meinung nach teilweise schon wieder ein bisschen zu speziell. Aber auf jeden Fall super produziert und sehr kreativ umgesetzt.

Bei YouTube zählt Regelmäßigkeit

Am dritten Tag hieß es erstmal „Schneiden, schneiden, schneiden!“, denn ich musste mein neues Video für den kommenden Tag fertig bekommen. Auf den letzten Drücker zu arbeiten, ist eigentlich nicht mein Ding, aber die re:publica ging trotzdem vor. Ich muss auch zugeben: Wenn man ein bisschen mehr Druck hat, ist man auch um einiges produktiver, allerdings macht das Ganze dann auch nur halb so viel Spaß. Warum der Druck? Ich lade meine Videos immer zu bestimmten Uploadtagen hoch, damit meine Zuschauer genau wissen, wann ein neues Video kommt. Regelmäßigkeit ist bei Youtube sehr wichtig, da der Algorithmus schnell erkennt, wenn man inaktiv wird und die Videos dann schlechter geranked werden. Dann sehen weniger Leute dein Video und du hast ein Problem.

Kurz nach dem Mittag ging es dann wieder zurück zur re:publica, auf ein von Kommilitonen empfohlenes, ganz besonderes Meetup: Das Sweetup. Hier werden jährlich auf der re:publica bekannte und unbekannte Süßigkeiten verkostet. Gleichzeitig kann man sich mit Gleichgesinnten vernetzen und die beste Süßigkeit küren. Für so ziemlich jede Süßigkeit gab es dann meine persönliche Meinung auch auf Snapchat zu sehen, was den Leuten auch richtig gefallen hat. Das ist eines dieser typischen Youtube-Phänomene: Aus irgendeinem Grund lieben es Millionen von Menschen, zu sehen, wie andere YouTuber Süßigkeiten testen. Das Sweetup war sehr lecker und hat wirklich Spaß gemacht. Nur die Lakritz hätten sie weglassen können…

Am späten Nachmittag hieß es dann Abschied nehmen, denn ich musste meine Sachen packen, um schließlich wieder nach Hause zu fahren. Das Videoschneiden ging dann im Zug übrigens weiter und auch zu Hause hatte ich dann noch ein paar Stunden zu tun. Die Arbeit hat sich aber gelohnt, denn es ist richtig gut angekommen. Zusammenfassend war die Republica eine tolle Erfahrung und ich freue mich, nächstes Jahr wieder dabei zu sein!

Ich hoffe, ich konnte euch meine Zeit auf der re:publica ein bisschen näher bringen und auch zeigen, wie ein YouTuber über die ein oder andere Sache denkt. Außerdem möchte ich ein bisschen zum Nachdenken anregen, denn viele glauben immer noch, dass Youtube „Kinderkram“ ist und nicht viel Zeit in Anspruch nimmt. Inzwischen kann die Bezeichnung „YouTuber“ als eigenes Berufsfeld angesehen werden, da es eben nicht nur darum geht, sich vor die Kamera zu setzen, das Ganze in 10 Minuten zurechtzuschneiden und danach sofort hochzuladen. Über die Jahre sind Videos auf der Plattform um einiges kreativer, aufwendiger und schlichtweg bedeutender geworden. Youtube Kanäle kann man sich inzwischen wie kleine Fernsehkanäle vorstellen, auf die der Großteil der Jugendlichen in Deutschland inzwischen häufiger zurückgreift, als auf das eigentliche Fernsehen. Natürlich wird es auch immer schlechte Beispiele geben, aber darum kommt man wohl nicht herum.