Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Die PRaktiker (8): Holger Ballwanz

0
Holger Ballwanz

Steckbrief zur Person

Name: Holger Ballwanz

Alter: 34

Tätigkeit: Holger Ballwanz ist als PR-Berater (DAPR) seit 2001 Inhaber und Geschäftsführer der Berliner PR-Agentur PR4YOU. Der Berater und sein Team konzentrieren sich auch im Zeitalter von Social Media auf eine integrierte Kommunikation.

PR-Fundsachen: Herr Ballwanz, wie sind Sie zur PR gekommen?

Holger Ballwanz: Draußen trübsinniges Wetter, drinnen Tausende von Fernschreiben und zur Abwechslung der monotone Blick auf den Monitor der Überwachungskamera. Im Bunker der Fernschreibstation der Luftwaffe malte ich mir ein eigenes kleines Hotel in den Hügeln der Toskana aus.

So begann ich mein Studium der BWL- und Tourismuskünste im Harz. Während und nach dem Studium absolvierte ich etliche Praktika im Bereich Marketing. Als freiberuflicher Redakteur eines internationalen Online-Portals bekam ich den ersten Feinschliff als Texter.

Der Produktmanager einer großen Softwarefirma faszinierte mich schließlich mit seinen innovativen Softwarelösungen. Ich folgte seiner Einladung und rutschte damit in die PR: Bis 2001 war ich als Marketing Communication Manager und Leiter der Presseabteilung für die IEZ AG tätig.

Nach der Übernahme in einen anderen Konzern und das damit verbundene Outplacement meiner Abteilung dachte ich über neue Unternehmungen  nach. Schließlich gründete ich die PR-Agentur PR4YOU. Seitdem betreuen wir Unternehmen, Institutionen und Personen national und international in allen Bereichen der PR und der Kommunikation.

PR-Fundsachen: Welche Fähigkeiten sollten Absolventen für einen PR-Job mitbringen, insbesondere für die Arbeit in einer Agentur?

Holger Ballwanz: Humor gehören für mich und das Team ebenso zum Alltag unserer PR-Agentur, wie die ehrliche und authentische Kommunikation gegenüber unseren Kunden, den Medien, Multiplikatoren und anderen Bezugsgruppen.

Erste Erfahrungen in der PR sollten Bewerber schon haben. Sehr gute Deutschkenntnisse, Textsicherheit und der Spaß am Schreiben zählen neben Internetaffinität, Kreativität, Ausdauer und Elan ebenso zu den Grundvoraussetzungen für eine Einstellung.

„Wir setzen ein sehr gutes Einfühlungsvermögen voraus.“

Die Medien entwickeln sich rasant weiter, der Bewerber sollte ein generelles Interesse dafür mitbringen. Im Bereich Social Media kommunizieren wir direkt mit Menschen und suchen gezielt den Dialog. Deshalb setzen wir ein sehr gutes Einfühlungsvermögen voraus. Gleiches gilt für eine umfassende Allgemeinbildung. Technische Kenntnisse, zum Beispiel in HTML, Java, Flash, Dreamweaver oder Photoshop, sind ebenfalls hilfreich.

PR-Fundsachen: Wie entwickeln sich Ihrer Meinung nach Online-PR und Social Media in Zukunft?

Holger Ballwanz: Aus PR- und Marketingsicht sehe ich das so: Unternehmensnachrichten verbreiten sich durch begleitende Online-PR und Social-Media-Maßnahmen im Internet und werden dadurch noch besser gefunden. Bereits vorgenommene SEO-Maßnahmen werden zudem unterstützt, Backlinks generiert und die Suchmaschinenrelevanz gestärkt. Nicht zuletzt werden damit aber auch Journalisten und Redaktionen informiert. Das steigert letztlich nicht nur die Besucherzahlen der Website, sondern erhöht generell den Bekanntheitsgrad. Auf diesem Weg können Unternehmen neue Kunden gewinnen. Zugleich tragen Online-PR und Social Media aktiv zur Kundenbindung und Imagepflege bei.

„Die Zahlen sprechen für sich.“

43,20 Mio. Deutsche ab 14 Jahren sind online, 30,58 Mio. bereits länger als drei Jahre, 35,97 Mio. kauften im letzten Jahr online ein. (Stand 2009, Quelle: AGOF – Arbeitsgemeinschaft Online Forschung e.V.) Diese Zahlen sprechen für sich und bedürfen eigentlich keiner weiteren Erklärung zur zukünftigen Bedeutung von Online-PR.

Speziell den Hype einzelner Social-Media-Dienste halte ich persönlich für überbewertet. Viele davon schießen wie Pilze aus dem Boden. Kaum jemand hat die Zeit, alle zu nutzen. Zudem sind in meinen Augen viele Angebote nutzlos und nach längerem Hinsehen gänzlich sinnfrei.

„Immer mehr Personen melden sich bewusst wieder ab.“

Nichtsdestotrotz wächst die Zahl der User unaufhörlich. Schwupps habe ich 40 neue Abonnenten in Friendfeed oder 50 neue Follower bei Twitter. Doch sind wir mal ehrlich: Wer liest und verfolgt sämtliche Postings und Tweets? Wohl nur ein geringer Teil, nicht jedoch die breite Masse. Ich registriere zudem im privaten, als auch im beruflichen Umfeld immer mehr Personen, die sich von Plattformen wie XING oder LinkedIn ganz bewusst wieder abmelden. Die Zahl der Kontaktanfragen, Einladungen oder Newsletter ist ihnen zu viel.

Das wirklich Gute an Social Media ist in meinen Augen der schnelle und einfache Dialog mit meinen Kunden. Auch kann ich Trends erkennen und im Krisenfall schnell reagieren. Kein Unternehmen kann sich heute noch hinter einer Fassade verstecken, die jahrelang aufgebaut wurde. Social Media findet heute nun mal bei den Mitarbeitern und Kunden statt. Ob mit aktiver Beteiligung des Unternehmens oder ohne.

„Mein Fazit: Es wird einige Platzhirsche geben.“

Von daher bleibt es spannend, wie sich diese Art der Kommunikation weiter entwickeln wird. Ich tendiere aber letztlich dazu, dass sich der Markt der Social-Media-Dienstleister von alleine reguliert und dass es in Zukunft einige Anbieter geben wird, die zu den Platzhirschen zählen.

PR-Fundsachen: Der PR Club Hamburg diskutierte im Februar 2010 über die notwendige Neuorientierung von PR-Agenturen. Was müssen Agenturen in Zukunft leisten?

Holger Ballwanz: Ganz so drastisch, wie dort geschildert, sehe ich es persönlich nicht. Ich habe vielmehr das Gefühl, viele Agenturen reduzieren sich nur noch auf Social Media, was für sich genommen aber keinen Sinn macht. Das ist für mich so, als würde man bei Spaghetti Bolognese nur noch die Bolognese anbieten und die Spaghetti einfach weglassen.

„Social Media kann nicht alles.“

Die Herausforderung liegt nach wie vor in der integrierten Kommunikation und in der Frage, wie und wo ich die Bezugsgruppen erreiche und welche Bedürfnisse diese haben. Darauf muss ich eingehen. Und zwar auf vielen Kanälen, nicht nur mittels Social Media. In der Unternehmenskommunikation sollte alles aus einem Guss kommen und das Produkt stimmig sein. Dann schmeckt Spaghetti Bolognese auch wie Spaghetti Bolognese – und wird als solche wahrgenommen. Social Media kann nicht alles, sondern deckt nur einen Teil der gesamten Kommunikation eines Unternehmens ab.

„Wir sind Kommunikations-Motivations-Fitnesstrainer.“

Wir verstehen uns daher schon heute nicht mehr nur als reine klassische PR-Berater, sondern vielmehr als moderne, ganzheitliche Kommunikations-Motivations-Fitnesstrainer für unsere Kunden. Zugleich sind wir aber auch Kommunikatoren und ehrliche Informationslieferanten gegenüber Redaktionen, Multiplikatoren und Meinungsbildnern. Wir verfassen und senden tagtäglich Botschaften auf vielen Kanälen und über verschiedene Medien, initiieren oder verfolgen Themen und Trends, knüpfen Beziehungen, bilden Images, stärken Marken, bauen Vertrauen auf, verschaffen den Kunden der Agentur Gehör, machen Produkte bekannt oder suchen den Dialog mit den Bezugsgruppen.

PR-Fundsachen: Herr Ballwanz, vielen Dank für dieses Interview!

Sämtliche im Rahmen der Kurzinterviewreihe „Die PRaktiker“ entstandenen Antworten und Texte sind ebenso wie die Bilder Eigentum unserer Interviewpartner und erscheinen mit ihrer Genehmigung, so fern nicht anders mit uns ausgemacht, ausschließlich im Studiengangsweblog zum Schwerpunkt Online-PR der Hochschule Darmstadt, den PR-Fundsachen (https://www.pr-fundsachen.de/). Sollte Interesse an einem der Texte/ Interviews bestehen, bitten wir darum, sich mit uns bzw. unserem Interviewpartner in Verbindung zu setzen.