Name: Marcel Bernet
Alter: 52
Aktuelle Tätigkeit: Marcel Bernet ist Gründer und Inhaber von Bernet PR, Autor, Dozent und Blogger. Er twittert, ist mit Bernet PR bei Facebook vertreten und Initiant des Social Media Gipfel.
Marcel Bernet: Nach einem BWL-Studium wusste ich nicht so recht, wie weiter. Marketing war mein Schwerpunkt gewesen. Am liebsten wäre ich einfach nur rumgereist – was ich tat, bis alle Studiendarlehen aufgebraucht waren. Also habe ich einen ersten Job angenommen, in einem Handelshaus; mit vielen Reisen. Bis mir das dann auch zu viel wurde – und so ging das weiter: Einfach immer rausfinden, was mir gar nicht oder eher schon passt. Was rückblickend ganz logisch aussehen mag, war ein stetes Suchen, Ausprobieren – und Nichtwissen.
Näher angeschaut habe ich mir Werbung, Journalismus und PR – worauf ich in einer PR-Agentur landete. Das war das richtige: Eine schöne Kombination von Strategie und Praxis, Analyse und Umsetzen, immer viel zu lernen und intensivem Umgang mit der Sprache. Nach fünf Jahren in dieser Agentur folgte ein Abstecher in eine New Yorker Agentur. Dort war ich gleichzeitig Korrespondent für zwei Schweizer Wochenzeitungen.
Nach der Rückkehr entschied ich mich für die Selbständigkeit. Damals war ich gerade Vater von Zwillingen geworden, jetzt sind sie 21, Bernet PR wird 20.
PR-Fundsachen: Welche Fähigkeiten sollten kommende PRler in den Beruf mitbringen?
Marcel Bernet: Im Mittelpunkt stehen für mich, in dieser Reihenfolge:
1. Die Freude an der Sprache und am Austausch
PR-Profis müssen auch heute noch gerne schreiben. Ein Konzept, ein Drehbuch, einen Artikel, eine Medienmitteilung. Die Freude am Schreiben muss sich paaren mit der Lust, aus der Schreibstube hinaus zu gehen. Menschen zu treffen, ihnen zuzuhören, sich ihnen mitzuteilen.
2. Lust auf das Vereinfachen von Komplexitäten
Wer analytisch stark ist, erkennt sofort, was ansteht. Komplexe Sachverhalte schnell erfassen und daraus das Einfache, Wesentliche zu destillieren – das hilft nicht nur PR-Beratern, sondern auch PR-Verantwortlichen in Unternehmen. Strategische Gesamtsicht und die Fähigkeit, Themen auf den Punkt zu bringen, sind im expandierenden Online-Universum gefragter denn je.
3. Gestaltungswille
Analysen alleine bringen nichts, wenn sie nicht in Taten geformt werden. Gestaltungswille ist für mich die Lust, ein Gesamtkunstwerk zu erschaffen – ganz viele kleine Dinge zu gestalten, mit zahlreichen internen und externen Partnern, und sie alle auf ein Ganzes auszurichten.
PR-Fundsachen: Wohin wird sich die Online-PR in der Zukunft entwickeln?
Marcel Bernet: Ich halte es da mit Clay Shirky: Wer sagt, er wisse, wohin sich der Umbruch entwickelt, der lügt. Schon 1996 habe ich in Vorträgen gesagt, dass sich das Internet durchsetzen wird. Wusste ich es? Für die Zukunft sehe ich drei Ahnungen – sie sind im bernetblog näher ausgeführt:
Wir werden den Übergang zu Online als wirklichem Leitmedium meistern: Online wird der Kanal mit der grössten Mitwirkung, Multiplikation und Meinungsbildung sein.
PR wird sich stärker einsetzen müssen für eine offene, öffentliche Dialogkultur – intern wie extern. Wir werden noch besser lernen, Social Media in Krisensituationen zu moderieren.
Um die neuen, breiter abgestützten Kommunikationsflüsse zu moderieren, werden sich PR, Werbung, Kundendienst und Marketing besser aufeinander abstimmen.
Die Gesamtsicht wird immer zentraler – und immer anspruchsvoller. Mir kommt es vor, wie wenn Unternehmen eine neue Sprache finden müssten, und zwar als Ganzes. Eine Sprache, die verkauft – aber nicht nur. Die vermittelt. Die eingeht auf Anstösse, sich aber auch gegen Spam und Verleumdung wehrt.