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Die PRaktiker (12): Marie-Christine Schindler

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Steckbrief zur Person

Name:  Marie-Christine Schindler

Alter:   47

Aktuelle Tätigkeit: Marie-Christine Schindler ist Geschäftsführerin von mcschindler.com und spezialisiert auf PR-Beratung, Redaktion und Corporate Publishing. Zudem arbeitet sie an der Veröffentlichung ihres Buches mit dem Titel „PR 2.0: Kommunikation im Social Web, alter Wein in neuen Schläuchen?“. Im Social Web bewegt sie sich aktiv auf verschiedenen Plattformen wie Twitter, Xing, Facebook und Delicious. Sie ist eidgenössisch diplomierte PR-Beraterin und MAS Master in Writing and Corporate Publishing. Des Weiteren amtet sie als Prüfungsexpertin beim Schweizerischen Public Relations Verband SPRV für die Berufsprüfungen für PR-Fachleute im Hauptfach Schreiben und Redigieren und ist Mitglied des Berufsregisters des SPRV.

PR-Fundsachen: Frau Schindler, wie sind Sie zur PR gekommen?

Marie-Christine Schindler: Ich wollte schon immer in der Kommunikation arbeiten. Als ich die Handelsschule besuchte wusste ich, was Marketing und Werbung waren, nicht aber, was ich mir unter PR vorzustellen hatte. Den Weg in die PR habe ich dann nach der Organisation eines Großanlasses Anfang zwanzig gefunden. Ich wurde bei einer renommierten PR-Agentur als PR-Assistentin angestellt. Hier hatte ich das Glück, eine Vorgesetzte zu finden, die mich sehr umsichtig förderte und mich in meiner beruflichen Entwicklung weiter brachte. Zudem schloss ich die Ausbildungen zur PR-Assistentin und danach zur eidgenössisch diplomierten PR-Beraterin ab. Lebenslanges Lernen ist mein Motto und so habe ich an der Fachhochschule noch Ausbildungen zur PR-Redaktorin, Texterin und Corporate Publisher besucht. Kürzlich habe ich das Studium zum Master in Writing and Corporate Publishing abgeschlossen.

PR-Fundsachen: Welche Fähigkeiten sollten kommende PRler Ihrer Meinung nach in den Beruf mitbringen?

Marie-Christine Schindler: Sie sollten über eine solide Ausbildung verfügen und das PR-Handwerk beherrschen. Dazu zähle ich den gewandten Umgang mit der mündlichen und schriftlichen Sprache und die Fähigkeit, Projekte von A-Z abzuwickeln. Auf leitender Ebene sollten sie strategisch denken und Menschen führen können. Hier kommen ihnen idealer weise ihre Kenntnisse in Soziologie, Psychologie, Kommunikationslehre, Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre und damit der Blick fürs Ganze zu Gute. Besonders wichtig ist, dass sie sehr gut zuhören, schnell erfassen und analysieren können, wo bei ihrem Gesprächspartner „der Schuh“ drückt. PR lernt man nicht einfach in der Schule oder im Studium. PR-Schaffende wachsen in ihrem Beruf mit jeder neuen Erfahrung und regelmäßiger Weiterbildung. Dies alles setzt Offenheit und Neugierde voraus.

Für PR 2.0 (oder PR im Social Web bzw. Cluetrain-PR) braucht es auf inhaltlicher Ebene keine reinen Social-Media-Berater, wie sie derzeit massenhaft im Markt auftauchen. Vielmehr sind Berufsleute mit einer soliden PR-Ausbildung gefragt, welche den Ansatz der integrierten und crossmedialen Kommunikation verfolgen. Mehr denn je müssen sie jedoch Neugier und Interesse, Offenheit, echte Dialogbereitschaft und (zeitliche wie geistige) Flexibilität mitbringen. Wichtig ist es, dass sie sich auf das Social Web einlassen und bereit sind, es eher als Digital Residents zu bewohnen, denn als Digital Visitors punktuell zu nutzen.

PR-Fundsachen: Wohin wird sich die PR, insbesondere mit dem Schwerpunkt Online-PR, in Zukunft entwickeln?

Marie-Christine Schindler: Am Ziel und Zweck der PR, für die ganze Organisation Akzeptanz, Verständnis, Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufzubauen, hat sich bis heute nichts geändert. Auf funktionaler Ebene sind jedoch grundlegende Veränderungen im Gang. Viele bewährte Instrumente der PR wie Corporate Publishing, Events und Medienarbeit behalten ihre Legitimation, sie werden sich aber in Inhalt und Form weiterentwickeln, da einige althergebrachte Regeln und Verfahrensweisen nicht mehr gelten. Hinzu kommen neue Formen der Kommunikation, die sich aus dem Social Web herausbilden. Welche davon sich bewähren und damit Bestand haben, wird die Zukunft zeigen. Diese noch offene Frage ist mit ein Verursacher einer gewissen Unsicherheit (nicht nur) unter den PR-Schaffenden: „Welche Maßnahme ist die richtige; auf welches Pferd soll ich setzen?“ Im Berufsalltag fordern

  • die Vervielfachung der Kanäle, und damit verbunden oft schwer nachvollziehbare Verbreitungswege von Inhalten,
  • der Abschied vom One-Voice-Prinzip und daraus folgend die andauernde Bereitschaft, den Dialog aufzubauen und zu pflegen, sowie
  • die Beschleunigung der Kommunikation durch das Real-Time Web

neue Abläufe und Strukturen innerhalb der Organisation und Anpassungen im Berufsbild.

Wir werden über die kommenden Jahre noch den Unterschied zwischen PR und PR 2.0 machen. In fünf bis sechs Jahren wird die Kommunikation im Social Web nicht mehr als Spezialdisziplin, sondern als logischer Teil der integrierten Kommunikation betrachtet werden.

PR-Fundsachen: Frau Schindler, vielen Dank für dieses Interview!

Sämtliche im Rahmen der Kurzinterviewreihe „Die PRaktiker“ entstandenen Antworten und Texte sind ebenso wie die Bilder Eigentum unserer Interviewpartner und erscheinen mit ihrer Genehmigung, so fern nicht anders mit uns ausgemacht, ausschließlich im Studiengangsweblog zum Schwerpunkt Online-PR der Hochschule Darmstadt, den PR-Fundsachen (https://www.pr-fundsachen.de/). Sollte Interesse an einem der Texte/ Interviews bestehen, bitten wir darum, sich mit uns bzw. unserem Interviewpartner in Verbindung zu setzen.

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