„Die Medienwelt ist im Wandel“, einen Satz, den man in den letzten Jahren wohl mehr als häufig zu hören bekam. Eine deutliche Veränderung haben zum Beispiel die sozialen Netzwerke gebracht. Und somit ist und bleibt auch das Top Thema des aktuellen PR-Trendmonitor 2011 Social Media. Es wird die Branche weiterhin vor große Herausforderungen stellen, sagen rund 50 Prozent der 2570 befragten Fachleuten aus der PR-Branche. Häufig kommt es, anlässlich des PR-Trendmonitors zu Diskussionen zwischen Journalisten und PR-Leute. So auch dieses Jahr.
Die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage haben nämlich für einigen Diskussionsstoff gesorgt. Soziale Netzwerke machen Journalisten nebensächlich und PR-Agenturen und Pressestellen fühlen sich häufig genervt von desinteressierten Journalisten, waren die am heftigsten diskutierten Ergebnisse des PR-Trendmonitors 2011.
Ein großes Aufsehen gab es um die Aussage von rund 40 Prozent der befragten PR-Agenturen und 31 Prozent der Pressestellen, sie fühlen sich genervt durch „desinteressierte Journalisten“, die ihnen den PR-Alltag erschweren würden. Ein Machtwort zu diesem Ergebnis sprach dann anschließend Sascha Lobo, Autor und bekannter Blogger. Auf seinem Blog bezeichnete er diese Aussage als Beweis für den Realitätsverlust in der PR-Branche „(…) sie konstruieren sprachlich eine Scheinwirklichkeit. (…) Statt nämlich zuzugeben, dass sie es nicht schaffen, Journalisten (und die Öffentlichkeit) für ihre Themen zu interessieren, klagen sie über desinteressierte Journalisten“, so Lobo.
Für seine These hat Lobo einige Anhänger gefunden, die ebenso der Meinung sind, dass die meisten Pressestellen davon ausgehen, sie haben das ultimative Thema, aber bei den Journalisten keinen Anklang finden. Für Lobo und seine Befürworter ist das der alltägliche Realitätsverlust von PR-Leuten. Aber ist das nicht der Job einer jeden Pressestelle, ein für das eigene Unternehmen relevantes Thema auch für die Öffentlichkeit relevant zu machen? Wer ist also hier der Buhmann? Die Desinteressierten Journalisten oder der an sein Thema glaubende Pressesprecher?
In der Umfrage unter Fachleuten wurde unter anderem die Frage gestellt, ob die Bedeutung von Journalisten durch Facebook, Twitter und co. gesunken sei. Jede zehnte Pressestelle oder PR-Agentur antwortete mit „Ja“. Obwohl die Mehrheit der PR-Schaffenden Journalisten für unverzichtbar hält, könnte sich mit der kleinen Menge an Gegnern dieser Aussage ein Trend entwickeln. Doch kann die Kommunikation eines Unternehmens über Facebook-Seiten oder den Twitter-Account wirklich die klassische Pressemitteilung und somit auch die Beziehung zwischen Pressestelle und Journalist ersetzten?
Der Grund für den geringen Anteil derjenigen, die behaupten, Journalisten sind nicht mehr dringend notwendig, mag die bekannte Social Media Hürde sein. Denn 47 Prozent aller Unternehmen steht noch vor dem Schritt in das Social Web zu gehen und gerade mal 21 Prozent nutzen Social Media bereits professionell. Social Media ist und bleibt die größte Herausforderung der momentanen Medien- und Kommunikationswelt, das sagen auch 76 Prozent aller Pressestellen. Ist also der gute alte Journalist ein Auslaufmodell, Soziale Medien die neuen Kommunikationskanäle und die verstaubte Pressemitteilung reif für den Papiermüll?
Interessante Abschlussfrage, jedoch stellt sich mir die Frage, ob ein Journalist einfach nur ein Verwerter von PMs sein soll. Ist ein Journalist nicht umso mehr gefragt, um zwischen den ganzen PR-Botschaften der Unternehmen auf Facebook, auch mal einen kritischen Blick hinter die PR der Unternehmen zu werfen?
Das ist genau das Problem, denn aus PR-Sicht sind die Journalisten wohl kaum mehr…
Journalisten – speziell im Kulturbereich – klagen erstens, sie hätten „zu wenig Platz“ in ihren Blättern, und zweitens würden sie von Pressemeldungen,Newsletters etc. dermaßen überschwemmt , dass sie sie meist „gar nicht mehr lesen“. Nun ist das Kulturangebot in Wien tatsächlich enorm und der Output an Meldungen in den Kulturredaktionen bestimmt ebenfalls. Umso mehr war ich vorige Woche regelrecht geschockt, als eine Journalistin VON SICH aus bei mir anrief und eine Frage nach einem bestimmten Event stellte. Das ist mir in über 30 Jahren Kulturmanagement kaum je passiert. JournalistInnen, die AUS EIGENEM INTERESSE recherchieren und nachfragen, sind wahrhaft mit der Lupe zu suchen.