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Der Werbespot aus dem Automaten

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Der Werbespotgenerator der UdK Berlin
© Universität der Künste Berlin

Studierende der Universität der Künste in Berlin haben den ersten Werbespotgenerator der Welt entwickelt. Doch keine Angst liebe Werbetreibende – noch werden Sie nicht ersetzt! Vielmehr entlarvt die Idee wie austauschbar und oberflächlich die Images der meisten Fernsehspots sind.

© Universität der Künste Berlin
© Universität der Künste Berlin

In Kooperation mit den Kreativdirektoren der Agentur „Jung von Matt/ Spree“ hatten sich die Studierenden der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation zum Ziel gesetzt, realen TV-Spots so nahe wie möglich zu kommen. Dafür wurden Werbespots der letzten fünf Jahre analysiert. Zu den häufigsten und wichtigstenWerbebotschaften wurden pro Kategorie mindestens drei Sechssekünder und drei Voice-overs produziert und mit entsprechendem Musikgeschmack ausgestattet.

Der Werbespotgenerator bietet sieben Optionen zur Erstellung des eigenen Kurzfilms. Die entscheidenden Parameter für den Look des Spots werden in der Hauptwerbebotschaft und zwei weiteren Botschaften festgelegt. Fünfzehn Kategorien wie „Freude“ und „Qualität“ stehen zur Auswahl.

© Universität der Künste Berlin
© Universität der Künste Berlin

Versuch: Passend zu meinem Claim „Entspannen Sie mal richtig“ wähle ich „Genuss“ als Kernbotschaft, sowie „Frische“ und „Schönheit“ als Nebeneigenschaften. Ruhige Musik soll meinen Slogan unterstreichen, außerdem lege ich auf exakte Genauigkeit wert. Los geht’s!

Mein erster eigener Werbespot beginnt: Eine verträumte junge Frau schnauft tief durch und wirft sich entspannt in Ihr Bett. Eine betörende weibliche Stimme sagt mir, dass sich „der Moment lohnt, um innezuhalten“ und stellt sich die Frage, ob sie jenem Genuss „standhalten kann“. Eine unerwartete kalte Dusche für einen jungen Mann und ein kollektiver Sprung von Freunden ins kalte Nass stellen die „Frische“ dar, bunte Farbkompositionen und Nahaufnahmen von vollmundigen roten Lippen die „Schönheit“. Die Stimme gibt preis, dass sie sich auf die Verführung meines Produkts einlässt. Mein Claim kommt zum Ende des Spots zum Vorschein.

Natürlich habe ich keinen perfekten Werbespot bekommen, dazu sind die Sprünge zwischen den einzelnen Szenenbildern zu groß und zu verwirrend. Die einzelnen Schnittbilder offenbaren dennoch ein gutes Gespür für eine gefühlsorientierte Ansprache. Die Musik passt hervorragend zu den gezeigten Bildern.

Egal ob fröhliche Kindergesichter oder eine Gruppe junger Leute im Cabrio – Der Werbespotgenerator zeigt, wie typische Klischeebilder für eine große Bandbreite an Produkten taugen. Obwohl die Spots offenlegen, dass viele Bilder und Floskeln in der Werbeindustrie austauschbar erscheinen, haben es die Macher geschafft, ihren Filmchen Originalität, Witz und Ausdruck zu verleihen und keinesfalls abgedroschen zu wirken. Die Aktion der Studierenden regt zum Nachdenken an, die Werbewelt revolutionieren wird sie nicht. Der Generator ist eine unterhaltsame Erfindung, um die Klischees der Werbeindustrie aufzuspüren und mit ihnen zu spielen. Richtige Werbespots liegen in weiter Ferne. Noch.

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