Ach, ach, ach, da staune ich schon: Es ist ja bekannt, dass das Netzwerk Recherche PR für böse hält. Jetzt hat es für seine Mitglieder einen Medienkodex veröffentlicht, den mein Kollege Lorenz Lorenz-Meyer bereits sehr treffend kommentiert hat. Dass aber der PR-Rat dieses Papier auch noch begrüßt, wundert mich schon.
Denn Netzwerk-Regel Nummer 5 lautet: „Journalisten machen keine PR.“ Dass diese Forderung in ihrer Absolutheit mindestens diskussionswürdig ist, ist klar. Aber, liebe Kollegen in der PR-Praxis: Wenn der PR-Rat, das Organ der freiwilligen Selbstkontrolle der Branche, diese Regel unterstützt, dann kann das konsequenterweise nur eines bedeuten: Aufträge an Journalisten sind tabu. Also, liebe Pressesprecher und Agenturkollegen: Bitte achtet darauf, dass Eure Geschäftsberichte, CSR-Reports oder Kundenmagazine bloß nicht von Leuten geschrieben werden, die nebenbei auch ein paar Brötchen als Journalisten im netzwerk’schen Sinne verdienen. Oder war da was?
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Nachtrag:
Der Deutsche Presserat hält den nr-Kodex für praxisfern: „Fasst man die Regel so eng, kommt das einem Berufsverbot für freie Journalisten sehr nahe“, heißt es in einer Presseinformation des Rates.
Recht hat er der Presserat: Was Netzwerk Recherche gemacht hat, war gut gemeint und schlecht ausgeführt. Natürlich wäre es schön, wenn wir Journalisten soviele Geld und Zeit bekämen wie wir wollten. Aber die Realität ist anders – bestimmte PR-Aktivitäten müssen sein. Letztlich muss der einzelne wissen, wie weit er geht. Gute Journallisten können das.
Ja, das ist der Punkt. Und einen solchen Umgang mit der Thematik finde ich ehrlicher, als den PR-Begriff hinterher so weit zu dehnen, dass manche PR-Aktivität plötzlich ganz journalistisch daher kommt, wie es in der aktuellen Diskussion gelegentlich gemacht wird.
Abgesehen davon ärgert mich als Medienkonsument der zunehmende Einquellen-Journalismus viel mehr. Vor allem, wenn ich den Eindruck bekomme, dass der Journalist es gar nicht merkt, dass er damit im Einzelfall PR macht.