Folgende Szene hat vielleicht schon jeder bei einem Vorgesetzten, Kollegen oder gar bei sich selbst erlebt: Ein Handy klingelt oder gibt ein Vibrationssignal ab und der Besitzer dessen zuckt zusammen. Natürlich steckt oft eine ganz einfache Erklärung hinter diesem Phänomen. Die Person war gerade am Nachdenken und das Handy hat sie aus dem Konzentrationsfluss gerissen, oder man hat sich einfach vor dem unerwarteten Geräusch erschreckt. Immer häufiger kann man aber auch feststellen, dass die Menschen Abneigung gegenüber ihren Handys und anderen Kommunikationsmitteln hegen. Woran liegt das?

Ist das jetzt wichtig?
Das größte Problem von Handys ist, dass man nicht sofort erkennen kann, woher das aktuelle Signal stammt. Ist eben eine SMS vom Vorgesetzten eingetroffen, versucht ein Familienmitglied einen zu erreichen oder wurde mein Post auf Facebook von jemandem geteilt? Mit Klingeltönen, kann man auf manchen Handys wenigstens noch personalisierte Töne für bestimmte Kontakte oder Kontaktgruppen festlegen. Es liegt in der Natur des Menschen, den stärksten Reiz zu beantworten, in dem Fall schauen die meisten schnell auf ihr Handy…und wenn sie es schon in der Hand halten, können sie auch gleich die Nachricht beantworten.
Arbeit und Privatleben verschwimmen
Gerne passiert es, dass man im Rahmen eines wichtigen Projekts oder anderen Gründen eine Ausnahme macht und von zu Hause arbeitet. Dies passiert ein Mal, dann zwei, drei Mal und irgendwann hat es sich als Gewohnheit eingeschlichen, wodurch sich viele dabei ertappen, dass sie vor der Nachtruhe nochmal in ihre E-Mails schauen. Was passiert aber, wenn man ständig die Angelegenheiten aus dem Büro im Hinterkopf behält? Viele können sich in ihrer Freizeit nicht wirklich entspannen, wenn sie wissen, dass sie noch etwas nacharbeiten oder dringende Fragen beantwortet werden müssen. Dies führt allerdings auch dazu, dass man sich nicht richtig ausruhen kann, worunter schließlich die Arbeitsqualität leidet. Um diesen Umstand zu kompensieren, arbeiten viele dann noch mehr von zu Hause aus oder machen Überstunden. Es ist eine Art Teufelskreis der im schlimmsten Fall zu Burn-Out führen kann, einer Erschöpfungsdepression die in der westlichen Welt immer häufiger vorkommt.
Prioritäten setzen als Vorsorgemaßnahme
Leider gibt es nicht die Strategie, welche auf alle übertragbar ist, aber es gibt Ansätze, die jeder einmal ausprobieren kann um so seine eigene Methode zu finden. Es gilt wichtiges von unwichtigem zu trennen und privates nicht mit beruflichem verschmelzen zu lassen. Eine Möglichkeit wäre es, die Push-Nachrichten von Nachrichten- oder Messenger-Apps zu deaktivieren. Auch die Deaktivierung von Informationsmails, welche beispielsweise von Facebook und Twitter versendet werden, kann helfen mit der täglichen E-Mail Flut besser zurecht zu kommen. Stattdessen bietet es sich an, bestimmte Zeiten für seine sozialen Netzwerke zu nutzen, wie zum Beispiel die Fahrzeit in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Bestimmte Rituale vor und nach der Arbeit können den Übergang erleichtern. Viele schalten zum Beispiel bewusst ihr Diensthandy aus, ziehen sich um wenn sie zu Hause sind oder machen erst mal etwas Sport. Wer Home Office nutzt oder Selbstständig arbeitet, kann sich damit helfen seinen Arbeitsplatz in einen bestimmten Raum zu verlegen oder den Schreibtisch abzudecken.
Diese Tipps funktionieren natürlich nur dann, wenn man sich bewusst macht, dass man vielleicht Probleme damit hat seine Lebensbereiche zu trennen. Deshalb sollte jeder regelmäßig darüber nachdenken, wie denn der Tagesablauf gestaltet ist und wie man bestimmte Phasen des Tages für die jeweiligen Aufgaben nutzt. Selbst bei vermeintlich dringenden Nachrichten oder Aufgaben muss man sich die Frage stellen: Kann das wirklich nicht bis morgen früh warten?
Autorin: Julia Anna Moor