Dass die Mühlen der Justiz langsam mahlen, konnten wir am Beispiel des Sozialgerichts Bremen sehen. Wir hatten ebenso die Gelegenheit, die Klumsche Theorie über Weblogs kennen zu lernen. Heute haben wir die Möglichkeit eine ausgeklügelte Marketingstrategie, mit ausgezeichneter Kommunikation in sechs Akten mit zu verfolgen.
1. Akt: Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg möchte moderner, fescher, ja fast jugendlicher erscheinen. Ein neues Logo muss her. Weg vom alten, hin zu kräftigen Farben und einem aussagekräftigen Namen. Gesagt, Geplant, Vermasselt!
2. Akt: Während der Entwurfphase ist das Logo Deutschlands best gehütetes Geheimnis. Keiner, aber auch keiner (und schon gar nicht die Medien) dürfen im Vorfeld wissen, wie das neue Kleid denn aussehen soll. Monate tüfteln Strategen in Nürnberg am Corporate Design um die Öffentlichkeit mit einem Knall zu überraschen. Die Spannung ist riesig, die Vorfreude groß.
3. Akt: Das Marketing-Magazin „absatzwirtschaft“ erfährt vom geheimen Plan und informiert die Öffentlichkeit. Trotz allem hält man in Nürnberg an der Strategie fest und gibt keine Informationen heraus. Selbst nicht am Tag der offiziellen Präsentation.
4. Akt: Aus strategischer Sicht entschließt man sich die Präsentation nicht in Berlin oder wenigstens Nürnberg zu machen, sondern fernab aller politischen Beobachter im sachsen-anhaltischen Halle.
5. Akt: Am Tag der Präsentation führen uns die Marketingprofis hinters Licht um die Spannung zu steigern. Wer das Logo sehen möchte, muss schon etwas dafür tun. Zum Beispiel in ganz Deutschland telefonieren und nachfragen. Nach einer langwierigen Schnitzeljagd durch Ämter und Behörden in der Bundesrepublik, haben wir es vor uns. Das junge, freche, revolutionäre Logo der Agentur für Arbeit, kann man hier betrachten.
Für die Nicht-Fachleute unter uns: Die obere Variante ist neu, die untere alt.
Kostenpunkt: 30.000 Euro für das Logo, 70.000 Euro für die Planung.
6. Akt: Die Lobeshymnen auf den BA-Chef Frank-Jürgen Weise wollen nicht abklingen. Hier ein kleiner Auszug von Stimmen von Politikern und Experten:
Fraktionsvize der Union im Bundestag, Ronald Pofalla: „Hier werden Hunderttausende Euro sinnlos abgefackelt und verbrannt, die besser zur Senkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrages genutzt worden wären.“
FDP-Generalsekretär Dirk Niebel: „Das ist ein unglaublicher Vorgang. Wenn die BA bei fast fünf Millionen Arbeitslosen nichts Besseres zu tun hat, als ein neues Logo zu entwerfen, das auch noch aussieht wie das alte, dann muss man schon am Verstand des BA-Vorstands zweifeln.“
Silke Niehaus, Chefin der auf Corporate Design spezialisierten Agentur Niehaus Komossa aus Düsseldorf: „Das neue Logo sieht aus wie ein Stopp-Schild und bestätigt alle Vorurteile gegenüber einer Behörde: Mutlos geht es im alten Trott weiter. Man hat eine riesige Chance verpasst, die internen Veränderungen nach außen deutlich zu machen.“
Böse Zungen behaupten auch, da wäre ein Praktikant am Werk gewesen 😉
Äh, a propos Mühlen der Justiz und so: Sind die PR-Fundsachen auch so eine Mühle? Wenn mich nicht alles täuscht, war das alles doch schon vor vielen Monaten, oder?