In der letzten Woche fiel ein Konzern mit negativen Schlagzeilen auf: Doch diesmal waren es nicht Apple, Google, Facebook oder Sony, sondern der Automobilhersteller Daimler.
Auslöser dieser Schlagzeilen war ein Bericht der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD). In dem Bericht steht, dass mindestens fünf Daimler-Mitarbeiter zur Personalabteilung gebeten worden waren, weil sie auf Facebook einen Artikel, in dem Daimler-Chef Dieter Zetsche beleidigt wurde, mit einem „Gefällt mir“ quittierten.
Der Artikel war in der Facebook-Gruppe „Daimler-Kollegen gegen Stuttgart 21“ gepostet worden und bezeichnete Bundeskanzlerin Angela Merkel, den früheren baden-württembergischem Ministerpräsidenten Stefan Mappus und Zetsche als „Spitze des Lügenpacks“. Laut dem Bericht meldete Daimler die Gruppe bei Facebook und ließ sie löschen.
Dass die Gruppe auf diese Weise gelöscht wurde, bestätigte ein Daimler-Sprecher der Website Golem.de, die den Bericht der MLPD aufgriff. Er wies allerdings den Vorwurf der Bespitzelung von Mitarbeitern zurück, den die MLPD in ihrem Bericht äußert: „Wir haben einen Hinweis auf diese Facebook-Gruppe erhalten. Wir suchen nicht selbst gezielt nach so etwas.“ Außerdem habe man bei dem Gespräch mit den Mitarbeitern diese nur darauf hingewiesen, dass sie gegen interne Vereinbarungen verstoßen haben. Für die Mitarbeiter selbst habe es auch keine weiteren Konsequenzen gegeben.
Mittlerweile ist das Gerücht im Umlauf, dass die Gruppe vom Administrator selbst gelöscht wurde. Was durchaus möglich ist, da Facebook Deutschland bis jetzt noch nicht bestätigen konnte, dass sie die Gruppe gelöscht haben.
Von Golem.de aus verbreitete sich die Nachricht dann in der Blogosphäre und den Medien. Hier einige Blogbeiträge, die zeigen, wie unterschiedlich das Thema aufgegriffen und bewertet wurde:
Für Horst Henn zeigt der Fall, dass vielen Menschen nicht bewusst ist, dass sie nicht alles im Internet veröffentlichen sollten, was ihnen so einfällt. Man sollte sich auch nicht darauf verlassen, dass die Facebook-Gruppe eine geschlossene Gruppe ist: Vertrauliche Informationen könnten trotzdem nach außen dringen.
Tobias Kärcher gibt in seinem Artikel die Geschehnisse der letzten Woche wieder und schließt mit dem Fazit: „Unternehmensschädigende Aktivitäten solcher Gruppen (Pages, Threads, Accounts, Seiten etc…) kann nur durch problembewusste, aufgeklärte Mitarbeiter verhindert werden – wenn überhaupt.“
Stefan Cordes ist da in seinem Blog schon optimistischer: Für ihn zeigt der Fall, wie wichtig Social Media Guidelines sind und dass die Mitarbeiter eines Unternehmens geschult werden sollten.
Im eigenen Corporate Blog greift Uwe Knaus, im Kommunikationsbereich von Daimler verantwortlich für Social Media, einige der Punkte auf, die seit dem Bericht der MLPDs durch das Internet geistern. So legt er unter anderem dar, dass Daimler – anders als von einigen vermutet – Guidelines für den Umgang mit Social Media ausgearbeitet hat und Social Media Monitoring betreibt.
Rechtsanwalt Dr. Carsten Ulbricht zeigt in seinem Blog, die rechtlichen Implikationen des Falles auf.
Alexander Schestag bezweifelt, dass es sich bei der Bezeichnung „Spitze des Lügenpacks“ wirklich um eine Beleidigung handelte: „Denn in einem ähnlich gelagerten Fall, in dem es ebenfalls um Stuttgart 21 ging, hat das Amtsgericht Stuttgart entschieden, daß sich eine solche Äußerung ‚noch im Rahmen des Zulässigen […]‘ bewege.“ Daraus schließt er, dass Facebook die Gruppe nicht hätte löschen dürfen.
In diesem Fall wäre es wünschenswert, wenn mehr Menschen die Angelegenheit auf die Meta-Ebene transportieren und dort betrachten würden. Neben Daimler gab es auch einen weiteren Vorfall ähnlicher Art, der etwas untergegangen ist.
Viele Mitarbeiter erkennen nicht, dass sie sich nicht mehr nur auf den Schutz durch Privatsphäre-Einstellungen oder geschlossene Gruppen verlassen können. Es geht nicht nur darum, wo etwas gepostet wurde – sondern im Social Web vor allem darum, von wem es wo verbreitet wird. Privat geschrieben vs. Öffentlich verbreitet also.
Ich habe das hier mal in einem Beitrag aus meiner Sicht dargestellt:
http://www.medientrainerblog.de/2011/05/wenn-die-wut-bei-facebook-postet.html
[…] hier den Originalbeitrag weiterlesen: Daimler und die Facebook-Gruppe – PR-Fundsachen […]
So ähnlich wie Dennis Sulzmann hat das auch Digitalrecht geschrieben, man soll nichts ins netz schreiben, was man nicht auf dem Marktplatz ins Megaphon sagen würde. http://www.digitalrecht.net/2011/05/benimmregeln-2-0-was-hat-facebook-mit-marktplatzen-zu-tun/