Besonders für junge Menschen ist der Beruf des Community Managers ein echter Traum. Den ganzen Tag im Web unterwegs sein, Beiträge posten, Follower glücklich machen und lästige Trolle ausschalten… Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Negativkommentare und Hetze können den Alltag ganz schnell zum Albtraum werden lassen. Was steckt hinter dem Beruf und wer entscheidet: Community on oder off? Auf der re:publica (#rpTEN) in Berlin habe ich den erfahrenen Community Manager Daniel Wüllner von der Süddeutschen Zeitung getroffen und mit ihm darüber gesprochen.
Nachdem die Digitalisierung dafür gesorgt hat, dass jeder seine Meinung im Internet verbreiten kann, ist es für Bürger sehr einfach, das allgemeine Stimmungsbild nicht nur aktiv mitzugestalten, sondern auch zu lenken. Durch den hohen Einfluss der Onlinegemeinschaft spricht man immer häufiger auch von der „fünften Gewalt“. Besonders für Medienunternehmen ist es deshalb unerlässlich, mit den Usern im ständigen Dialog zu sein.
Community Manager veröffentlichen Beiträge in sozialen Netzwerken, filtern die dazugehörigen Reaktionen und sorgen für eine geregelte Kommunikation. Daniel Wüllner ist Leiter des Social-Media- und Community Managements bei der Süddeutschen Zeitung und kümmert sich mit seinem zehnköpfigen Team um den digitalen Leserdialog. Seiner Meinung nach ist es wichtig, dass man in diesem Job immer neutral bleibt und Beiträge moderiert anstatt Meinungen zu beurteilen.

#Arbeitsalltag
In Daniel Wüllners Abteilung sind täglich drei Mitarbeiter gleichzeitig mit der Moderation von Beiträgen beschäftigt. Von morgens um acht bis Mitternacht werden Artikel oder Bilder gepostet, Kommentare gelesen und Fragen beantwortet.
#Profil
Ohne Social Media Skills wird es schwierig, mit der Onlinegemeinschaft zu kommunizieren. Eine gute Allgemeinbildung sowie hohe Belastbarkeit gehören ebenfalls zum Handwerkszeug. “Man darf sich nicht leicht reizen lassen.” rät Daniel Wüllner. Für ihn ist es außerdem wichtig, dass Community Manager gepflegt auftreten – besonders im Netz. Wer sich für eine entsprechende Stelle bewerben will, sollte deshalb sicherstellen, dass die persönlichen Profile in den sozialen Netzwerken aktuell sind.
#Karriere
Der Beruf des Community Managers ist noch so neu, dass es keine Standards oder Zertifizierung dafür gibt. Viele steigen über ein Praktikum oder Volontariat in die Tätigkeit ein. Bei Daniel Wüllner hat alles mit einer Halbtagsstelle angefangen: “Damals habe ich für die Süddeutsche Zeitung Beiträge gelesen, freigeschaltet und kommentiert um mir mein Studium zu finanzieren. Irgendwann ist die Nebentätigkeit immer mehr zum Hauptberuf geworden.” Durch Workshops und Schulungen bildet er sein Team heute selbst aus.
Im schnelllebigen Social-Media-Business ist der ständige Austausch über geeignete Tools und Trends sehr wichtig. Seit 2008 bietet der Bundesverband für Community Manager (BVCM) deshalb eine Informations- und Netzwerkplattform für Fachkräfte aus der Branche und trägt zur Prägung des Berufsbilds in Deutschland bei.
#Strategie
“Man sollte sich zunächst überlegen, was man auf welchem Kanal kommunizieren will und wie man mit den Reaktionen der Leser umgeht.”, sagt Daniel Wüllner. Ziel der Social-Media-Beiträge ist es, Emotionen zu wecken und so eine Interaktion auf der eigenen Plattform zu generieren. Da es in einer Community nicht immer friedlich vor sich geht, sollte unbedingt eine Netiquette veröffentlicht werden. Die darin enthalten Richtlinien sorgen hoffentlich dafür, dass Diskussionen auf einem gewissen Niveau stattfinden.
Community on oder off?
Hunderte Likes, Shares und unzählige positive oder negative Kommentare… Ein einziger Social-Media-Beitrag kann die unterschiedlichsten Reaktionen mit sich bringen. Von Love bis Shitstorm – die Macht der Netzgemeinschaft ist grenzenlos.
Hetzkommentare und Beleidigung durch bestimmte Personen bleiben leider nicht aus und lassen sich selbst mit Kommunikationsregeln nicht immer vermeiden. Im schlimmsten Fall sollten Kommentare dann gelöscht und Nutzer blockiert werden. Strukturierte Diskussionen hingegen sind erlaubt und auch erwünscht. Die Leser sollen eine Plattform haben, um Meinungen auszutauschen und aufeinander eingehen zu können.
Trotz permanentem Stress und vielen negativen Kommentaren ist der Beruf des Community Managers für Daniel Wüllner daher sehr positiv: “Natürlich habe ich mir von den Lesern schon einiges gefallen lassen müssen. Wir können bei der SZ aber auch viele Erfolgsgeschichten vorweisen, die mit Rückfragen aus der Community begonnen haben.” Für ihn ist es besonders schön zu sehen, wie sich neue Themen entwickeln, wenn man seinen Followern nur richtig zuhört. Community on!
Hier gibts mehr Infos zur Session „Community on oder off“ auf der media convention 2016.