Was haben Martin Luther und Madonna, Ludwig XIV. und John F. Kennedy, Guido Westerwelle und Margarethe Schreinemakers gemeinsam? Alle sind sie Profis in Sachen Public Relations (PR). Jedenfalls nach Meinung von Claudia Cornelsen, die mit ihrem Buch Lila Kühe leben länger eine Geschichte des PR-Gags von der Antike bis heute vorlegt.
Und dabei nachweist, dass das, was heute modisch als PR-Gag abgetan wird, ein überzeitliches Phänomen ist. Seit es Medien gibt, werden sie von findigen Menschen zur Selbstdarstellung genutzt. Nicht ob eine Geschichte wahr ist oder nicht, entscheidet darüber, wer in aller Munde ist. Sondern ob die Geschichte gut erzählt ist.
Anhand des PR-Genies Christoph Schlingensief, Enfant terrible der Theaterszene und Hansdampf in allen medialen Gassen, unterscheidet die Autorin sieben verschiedene Taktiken, die PR-Gags quer durch die Jahrhunderte und alle Genres erfolgreich machen:
* Selbstinszenierung bis zur Selbstaufgabe
* Der Tabubruch oder Die Kunst des Polarisierens
* Die inszenierte Niederlage oder Die souveräne Demutsgeste
* Ruhmestausch oder Sich im Glanze anderer sonnen
* Die Geheimnistuerei oder Bewusst Dinge nicht erzählen
* Pointierende Täuschungen oder Durch kleine Schummeleien Dinge auf den Punkt bringen
* Das Absurde oder Die Verknüpfung von Unsinn zu Neusinn
In 77 Geschichten führen Claudia Cornelsen und ihr Team von Mitautoren vor, wie erfolgreich diese Taktiken seit jeher sind, wenn es um Publicity geht.
So betrieb etwa Ludwig XIV. bereits Corporate Identity in Reinform, indem er die Marke Sonnenkönig ersann – inklusive exzessiven Kultursponsorings, ausgefuchster Personality-PR und durchdesignten Multimedia-Spektakeln.
Lila Kühe leben länger
PR-Gags, die Geschichte machten.
Von Claudia Cornelsen
Preis: 24,90 Euro
251 Seiten – Ueberreuter Wirtschaft (2001)
Sicher sehr lesenswert – allerdings sollten wir darauf achten, Publicity nicht automatisch mit PR gleichzusetzen.