In der deutschen Wirtschaftspresse war „Blog“ kürzlich der meistgenannte Business-Begriff. Zu diesem Ergebnis kommt die Financial Times Deutschland (FTD) in der Dezember-Ausgabe ihres regelmäßigen Rankings. Dazu wertet die Zeitung 150 deutschssprachige Medien und Agenturen aus. Darauf aufmerksam macht auch der PR Blogger.
Die optimistische Schlussfolgerung der FTD: „Die Blog-Euphorie ist über den Atlantik nach Deutschland geschwappt.“ Mag ja sein. Aus dem Ranking selbst lässt sich dies jedoch eher nicht schließen. Denn, so berichtet die FTD selbst, wird in der Wirtschaftspresse „vor allem über den Nutzen des noch jungen Mediums für Unternehmen gestritten…“. Überhaupt sagt das Ranking anscheinend nichts über die Wertung der Berichterstattung aus, sondern nur über die Häufigkeit.
Wie dem auch sei: Richtig ist zweifellos, dass Weblogs immer mehr Aufmerksamkeit genießen. Als Thema zumindest. Denn auch wenn wir die Online-Tagebücher vielleicht nicht lesen – wir reden zumindest über sie.
Ein Schmetterling macht noch keinen Sommer.
Warten wir es ab, ob es in der Tat so ist.
Ggf. ist aber der Trend interessanter als die Potenziale der Technik dahinter, das wäre sehr schade.
TRACKBACK: Ich wußte bisher gar nicht, dass es eine „Wirtschaftsliga“ der Financial Times Deutschland (FTD) gibt. Aber offensichtlich wertet das Blatt rund 150 deutschsprachige Tageszeitungen, Magazine und Nachrichtenagenturen aus und erstellt alle acht Wochen eine Liste der am häufigsten verwendeten Business-Begriffe in der Wirtschaftspresse.
Im letzten Ranking hat es nun der Begriff „Weblog“ auf Platz 1 geschafft. Mit „Wikipedia“ rückte außerdem ein weiteres Hype-Wort aus der Internet-Welt in die Top 10. Aus der klassischen IT haben es übrigens nur „ERP“ und „CRM“ geschafft.
Auf jeden Fall war dieses Ergebnis für die FTD ein Anlass, unter der Überschrift „Blogs begeistern die Chefs“ folgendes zu schreiben: „Die Blog-Euphorie ist über den Atlantik nach Deutschland geschwappt. … Bei einigen Firmen schreibt der Chef sogar persönlich ins Onlinejournal. Prominentes Beispiel ist Klaus Kleinfeld. Der Siemens-Chef sorgte für Schlagzeilen, weil er im Intranet die Eindrücke seiner Geschäftsreisen verarbeitet und Techniktrends kommentiert.“ So schön das Kleinfeld-Beispiel auch ist, stellt es (leider) eine absolute Ausnahme dar.
Offensichtlich ist bei der FTD-Kollegin die eigene Euphorie so groß gewesen, dass bestimmte Studien aus der letzten Zeit bei ihrer Recherche für den Artikel unbeachtet blieben (wir berichteten hier, hier und hier).
Thomas Knüwer, Redakteur beim Handelsblatt und selbst aktiver Blogger, kommentiert dieses Eigentor in der FTD-Wirtschaftsliga (selbst)kritisch und weist zu Recht auf den „feinen Unterschied zwischen Hoffnung und Realität“ hin.
Unter anderem schreibt er: „Nicht immer decken sich Leserinteressen eben mit Journalisteninteressen – auch wenn wir Schreiber uns das einreden mögen“.
Für die Kollegen der FTD wäre dieses Thema doch sehr gut geeignet, um in ihren eigenen Weblogs darüber mal zu diskutieren. Bisher leider Fehlanzeige.