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Aufmerksamkeit durch Provokation

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Anti Leder Demo Bild

Hört man PETA (People for the Ethical Treatment of Animals), denken wohl die meisten Menschen an Undercover-Aufnahmen von Massenenzuchtbetrieben oder an mit Kunstblut verschmierte Aktivisten, die in gut besuchten Fußgängerzonen demonstrieren und Aufklärungsarbeit betreiben. Oftmals wird der Tierrechtsorganisation im Zusammenhang mit diesen Aktionen vorgeworfen, durch pure Provokation Aufmerksamkeit zu erhaschen. Doch selbst wenn: Was wäre so falsch daran?

PETA wurde 1980 von Alex Pacheco und Ingrid Newkirk in den USA gegründet und ist die weltweit größte Tierrechtsorganisation . Seit 1993 gibt es PETA Deutschland mit derzeit rund 30.000 Mitlgiedern. Weitere Schwesterorganisationen arbeiten in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Australien, Indien und Hongkong. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie möchten über das enorme Tierleid auf der Welt aufklären, dass durch ihre Kampagnen und Recherchen der Öffentlichkeit vor Augen geführt wird.

Nackte Haut und Schockfotos – schaut her!

PETAs bestes PR-Instrument ist seit jeher die Einbeziehung von Testimonials. Promis wie Pamela Anderson, Paul McCartney oder P!NK zieren etliche Werbeplakate von Aufklärungskampagnen. Oftmals ist auf diesen Bildern viel nackte Haut zu sehen. Laut PETA erhalten die Promis dafür keine Gage. PETA Deutschland ist ein eingetragener Verein und finanziert sich ausschließlich über Spenden. Über 80 Prozent der Spendeneinnahmen fließen in die Öffentlichkeitsarbeit, politische Arbeit und Aufklärungskampagnen. Dies ist nicht verwunderlich, schaut man sich an, mit wie viel Aufwand und Mühe viele Kampagnen betrieben werden.

Denn der Sinn dieser Aktionen ist, dass wir wahrgenommen werden und unser wichtiges Tierrechtsanliegen nicht vergessen wird. (…) Es ist leider sehr schwer, „unsere“ Themen in den Medien und den Köpfen gerade der Menschen, die nicht eh schon Bescheid wissen, präsent zu halten. (PETA)

Die klare Ansage lautet: Lebt vegan! Doch der komplette Verzicht auf tierische Lebensmittel oder tierische Kleidung ist selbst für überzeugte Tierrechtler nicht zwingend Alltag. Nicht alle leben vegan und könnten sich deshalb von dieser radikalen Ansicht abgeschreckt fühlen. Selbst, wenn sich diese Menschen ihr Frühstücksei oder die Wurst beim Bauern ums Eck holen, und somit zumindest nicht die Massentierhaltung unterstützen, kollidiert das mit dem Leitbild von PETA, welches lautet:

  • Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen.

  • Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren.

  • Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie anziehen.

  • Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten.

  • Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie ausbeuten bzw. misshandeln.

    (PETA)

 

Ist dein Make-up eigentlich tierversuchsfrei?“

Vor allem in den sozialen Netzwerken bieten Beiträge von PETA immer wieder Zündstoff für rege Diskussionen. Oft liest man Kommentare wie: „Solche furchtbaren Bilder möchte ich nicht sehen. Muss das sein?“ Selbst überzeugten PETA-Anhängern sind manche Fotos einfach zu heftig. Hin und wieder teile auch ich in Facebook Beiträge von PETA und bin mittlerweile schon auf solche Reaktionen vorbereitet. Vor einiger Zeit teilte ich folgendes Foto:

Noch Hunger Bild Peta

Prompt wurde der Beitrag von einem Freund kommentiert: „Hey Annika, schon mal ausgecheckt, ob dein Make-up tierversuchsfrei ist?“ Über die Kommentarfunktion entstand eine Diskussion. Ob ich mich persönlich angegriffen fühlte. Ob ich wüsste, dass der Konzern Pernod Ricard (französischer Wein- und Spirituosen-Konzern) der wohl größte Sponsor des französischen Stierkampfes ist. Ich jobbe neben dem Studium in einer Bar, daher dieser Seitenhieb. Mein Kumpel verwies mich auf Wikipedia, dort könne ich mich informieren, welche Spirituosen garantiert nicht vegan sind. Dass ich mit dem Teilen des PETA-Beitrages ursprünglich nur auf die Missstände in vielen Schweinezuchtbetrieben hinweisen wollte, war schon längst vergessen.

Vermutlich sind solche Vorwürfe auch der Grund, warum PETA sich ausschließlich für den veganen Lebensstil ausspricht. Es scheint für viele Menschen unverständlich zu sein, wie man sich für Tierrechte einsetzen und trotzdem nicht perfekt darin sein kann. Und genau damit bietet man dann den Nährboden für Vorwürfe. So entstehen allerdings auch Diskussionen und Gespräche, die vielleicht doch den ein oder anderen zum Nachdenken anregen. Es sind bereits die kleinen Dinge, die eine enorme Veränderung herbeiführen können. Darf also eine Tierrechtsorganisation ihre Anliegen durch provokante Kampagnen, Aktionen und schockierendem Bildmaterial an die Öffentlichkeit herantragen? Ich bin der Meinung, sie darf nicht nur, sie muss sogar.

  1. Auch ich denke, dass es muss.. leider…. aber ich befürchte auch, dass diese wichtigen Botschaften durch das abstumpfen und flüchtige Lesen von heute immer weniger Effekt hat.

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