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Auch PR-Berater brauchen mal ne Pause

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Foto: Eva-Maria Vogtel (ponyQ), (CC BY 2.0)

Die nächste Kunden-Präsentation kommt bestimmt. Wenn es auf der Arbeit brennt, müssen Freizeit und Familie oft zurück stecken. Vor allem in der PR-Branche sind Schnelligkeit und überdurchschnittliches Engagement gefragt. Doch wer langfristig erfolgreich sein will, muss auf seine Work-Life-Balance achten. Die Agenturen Mashup Communications und quäntchen + glück zeigen, dass sich Public Relations und ein Privatleben nicht ausschließen müssen.

Nora Feist ist Geschäftsführerin von Mashup Communications. Das Angebot der neunköpfigen Agentur in Berlin reicht von der Performance-PR für Startups bis zur Personality-Kommunikation. Nora Feist ist aber auch Mama. Wenn ihr dreijähriger Sohn einmal krank ist, arbeitet sie von zuhause aus. Den Kollegen mache das nichts aus. „Wir haben sowieso alles in der Cloud“, erklärt sie.

Home-Office und Büro-Hund

Die Mitarbeiter gehen aber nicht nur ins Home-Office, wenn die Kinder krank sind. Jedem stehe ein Tag in der Woche frei, von zuhause aus zu arbeiten. „Das wird auch rege genutzt“, so Feist. Um den Zusammenhalt zu stärken, würden die PR-Berater auch einmal außergewöhnliche Dinge wie zum Beispiel Schwarzlicht-Minigolfen gemeinsam unternehmen. Eine Hundeecke findet man selten in PR-Agenturen. Die trägt bei Mashup Communications aber zur Work-Life-Balance einer Mitarbeiterin bei, die ihren „Panther“ nicht immer alleine zuhause lassen möchte.

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Der Büro-Hund „Panther“ bei Mashup Communications

Der Trend zur Ausgeglichenheit

Nicht nur in dieser Berliner Agentur beschäftigt PR-Berater die Balance zwischen Arbeits-und Privatleben. In einer aktuellen Umfrage in der Community „PRimetime“ rangiert die Gehaltsfrage zwar nach wie vor ganz weit vorne. Aber auch die Arbeitsbedingungen werden in der PR-Branche immer wichtiger. Immerhin 34 Prozent der Befragten würden dafür sogar den Arbeitgeber wechseln. Doch woher soll ein Bewerber wissen, bei welcher Agentur er sich am wohlsten fühlt? Dafür gibt es jetzt Portale mit Bewertungen von Mitarbeitern. Bei Kununu.com ist die Work-Life-Balance einer der Aspekte, für die Beschäftigte Punkte vergeben können. Nora Feist beschreibt auf der Seite die Bedingungen in ihrer Agentur:

„Die Arbeitszeiten sind nach den Möglichkeiten einer PR-Agentur flexibel gehalten. Vertrauen wird groß geschrieben. Beginn und Ende sind gleitend, in der Regel erscheinen alle Mitarbeiter zwischen 9 und 10. Mittagspause ist in der Regel eine Stunde, aber auch hier gilt, wer beispielsweise 2 Stunden zum Yoga oder einen längeren Spaziergang machen möchte, kann das gern tun, sofern es mit seinen Aufgaben harmoniert. “

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Gemeinsame Unternehmungen: Schwarzlicht-Minigolfen

 

 Mitarbeiter bewerten ihre Unternehmen

Die Geschäftsführerin verfolgt mit dieser Veröffentlichung offensichtlich ein Ziel: Sie möchte ihre Agentur für Absolventen attraktiver machen. Ein Großteil der Bewertungen auf Kununu stammen von „oben“. Ist die Grenze bei neun Mitarbeitern noch fließend, sollten Bewerber bei größeren Unternehmen den Absender genau hinterfragen.

Ein weiteres Bewertungsportal ist Companize.com. Der eingeloggte Nutzer kann eine Note von minus fünf bis plus fünf für seinen Arbeitgeber vergeben. Diese Note setzt sich aus Kriterien wie dem Arbeitsklima, dem Gehalt aber auch den Arbeitszeiten zusammen. Je mehr Bewertungen es über einen Arbeitsplatz gibt, desto aussagekräftiger ist die Note. Die PR-Branche ist auf Companize noch nicht stark vertreten, obwohl das Portal schon seit 2010 besteht.

Neben fischerAppelt und Ketchum Pleon ist auf Companize.com die Borgmeier Media Gruppe zu finden. Doch selbst diese große Agentur hat nur eine Bewertung bekommen. Der eine Mitarbeiter benotet das Unternehmen mit einer  0,5. Die „netten Kollegen“ mit fünf Punkten heben den Schnitt, der von den Arbeitszeiten (-2) und dem Gehalt (-4) wieder gedämpft wird. Wenn mehr PR-Fachleute solche Portale bespielen würden, könnten sie eine wichtige Entscheidungsgrundlage für Arbeitssuchende werden. Für die Automobilbranche funktioniert Companize bereits: Volkswagen hat schon über 100 allgemeine Kommentare und immerhin 19 Arbeitgeberbewertungen.

So viel Urlaub wie du willst

Viele PR-Berater würden sich schon über das Home-Office oder eine gemeinsame Yogastunde freuen. Die Agentur für Online-Kommunikation quäntchen + glück geht noch einen Schritt weiter. Seit einem halben Jahr darf sich jeder aus dem kleinen Darmstädter Team so viel Urlaub nehmen wie er will. „Einzige Bedingung: Die Zeiten müssen mit den Kollegen abgestimmt werden, damit keine Kundenprojekte darunter leiden“, so Mitgründerin Birte Frey im Interview mit PR-Fundsachen. Die Idee stammt von einem Bericht im Fachmagazin „Brand eins“. Dieser beschreibt den Trend der Urlaubs-Flat aus den USA mit vielen geglückten Beispielen. Die These, dass es sich dabei hauptsächlich um die Psyche handelt, kann q+g-Mitarbeiter Tobias Reitz bestätigen. „Unterm Strich mache ich nicht mehr Urlaub – aber es fühlt sich nach mehr an“, sagt er. In vielen Unternehmen müssten die Mitarbeiter ihren ganzen Urlaub bereits am Anfang des Jahres planen. Doch wer weiß da schon, wann man ihn wirklich braucht? Außerdem habe jeder andere Bedürfnisse. Der eine brauche seine drei Wochen am Stück, um den Kopf völlig frei zu kriegen. Der nächste würde sich gerne immer mal zwei Tage gönnen und der Dritte möchte abends ab und zu früher gehen. Abstimmungsprobleme oder Neid, weil der eine mehr und der andere weniger arbeitet, gebe es bei quäntchen + glück nicht. Vielmehr stehe das gemeinsame Ziel im Vordergrund.

Selbstbewusst ins Vorstellungsgespräch

Quäntchen + glück war ein Startup unter Freunden. Da fällt es leicht, solch ein Experiment einzuführen. Wie sieht es aber aus, wenn man sich als Anfänger in einer Agentur bewirbt? Dagmar Hübner ist die Geschäftsführerin der Personal-Beratungsfirma „The Poeple Business“. Im Interview mit dem Karrieremagazin „Career mag“ (Seite 26) ermuntert sie Absolventen für ein gleichberechtigtes Gespräch. „So wie das Unternehmen den Kandidaten umfassend kennenlernen möchte, sollte der Bewerber Fragen nach Jobinhalten, Strukturen, Prozess- und Knowledge-Management, Tools sowie Führungs- und Arbeitskultur stellen“, sagt sie. Auch Arbeitszeiten könnten thematisiert werden. In der aktuellen Work-Life-Balance-Diskussion sei das in Ordnung. Meist entwickle sich daraus ein angeregtes Gespräch, das dem Kandidaten ermögliche, Entscheider und Unternehmen besser kennenzulernen.

Fotos: Mashup Communications

Hier noch ein kritischer Artikel von der FAZ: www.faz.net/aktuell/wirtschaft/work-life-balance-generation-weichei-12002680.html