Hochwertigen Content zu produzieren, ist eine Sache, aber diesen auch entsprechend darzustellen und einfach zugänglich zu machen, ist meist eine eher technische Frage, die Content-Strategen häufiger außer Acht lassen. Promovierender Studierender und wissenschaftlicher Mitarbeiter der h_da Tilman Deuschel beschäftigt sich für seine Doktorarbeit mit User Interfaces, vor allem mit dynamischen. Doch was sind dynamische Interfaces und sind diese eine Unterstützung für den Content oder stiften sie eher Verwirrung? In der Barcamp-Session „User Interfaces, die sich während der Nutzung ändern“ wurden diese Fragen diskutiert.
„Responsive Design“ – ein Begriff für jeden Online-Kommunizierenden – beschreibt Online-Inhalte, die sich an jedes Wiedergabegerät anpassen können. Dies zeigt sich auch in den zahlreichen Meldungen auf die Frage, wer damit etwas anfangen könne. Bei „Adaptive Design“ allerdings wird es schnell still. Deuschel zeigt anhand eines User Interfaces eines Sony Smartphones, wie sich Adaptive Design in der Anruferliste äußert. Das App-Interface verändert sich dynamisch aufgrund der vorhandenen Telefondaten. Kacheln, Listeneinträge und mehr passen ihre Positionen gemäß einiger voreingestellter Kategorien wie „letzte Anrufe“ oder auch „meistgenutzte Kontakte“ an.
Deuschel erklärt, dass sowohl die eigene Wahrnehmung als auch das Kurzzeitgedächtnis eine Rolle spielen. Schlüsselfunktionen wie beispielsweise die Navigation würden in sogenannten „Hamburger-Menüs“ oder „Kebab-Menüs“ versteckt. Diese Entwicklung hätte einen massiven Rückgang der User-Interaktivität innerhalb kürzester Zeit zur Folge – gemäß dem Motto „Aus den Augen – aus dem Sinn“. Außerdem sorgt die Verschiebung von Schlüsselementen dazu, dass der Nutzer verwirrt wird und diese nicht mehr als zugehörig wahrnimmt.
Für das Städel Museum haben Deuschel und sein Team ein dynamisches System entwickelt und alle Werke des Museums eingepflegt. Das System hat die Veränderung der Aufmerksamkeitssteuerung zum Ziel. Die Suche ist nicht limitiert auf ein Keyword oder einen speziellen Titel eines Werkes, sondern eröffnet dem Besucher neue Perspektiven, das gesuchte Werk kennenzulernen. Das Prinzip von Amazons „Das könnte Ihnen auch gefallen …“ wird hier erweitert und dem Suchenden werden Werke empfohlen – basierend auf einem Attribut des aktuell betrachteten Werks. Beispielsweise filtert das System Bilder nach Stimmung, Wirkung, Technik und Material oder auch der Zeit und zeigt sie anschließend an. Die Konsequenz: Dem User werden stets andere Inhalte als Shortcut zur Verfügung gestellt – dynamisch eben.
Außerdem wird berücksichtigt, ob sich der Nutzer zum ersten Mal auf der Website befindet oder ob er wiederkehrender Nutzer ist. Basierend auf diesen Daten werden dem Nutzer weniger Optionen (beim Neuling) oder mehr Optionen (beim Experten) zur Verfügung gestellt. Das ist darin begründet, dass beim Experten davon ausgegangen werden kann, dass er das System bereits versteht und keine Probleme mit der Navigation hat.
Alles in allem bleibt zu sagen, dass die Technik der dynamischen User Interfaces durchaus Potential hat und jüngste Ergebnisse zeigen die Nützlichkeit dieser Technologie. Allerdings sollte man mit dem Einsatz erstmal vorsichtig sein, da die Nutzer noch nicht an die Bedienung gewöhnt sind und sie dadurch schneller verwirrt werden können. Die Dosierung der dynamischen Elemente im User Interface ist daher essenziell.
Links zum Thema:
– Digitale Sammlung des Staedel Museums
– Institut für Kommunikation und Medien (ikum)
– Projektbericht über die Digitale Sammlung