
Dass das amerikanische Modelabel Abercombie & Fitch (A&F) polarisiert und immer wieder für Schlagzeilen sorgt, ist nicht wirklich neu. Seit Jahren verkündet CEO Mike Jeffries lautstark, dass seine Marke unattraktive und dicke Menschen nicht ansprechen wolle. „Wir wollen nur die coolen Kids“, so Jeffries. Was er wohl nicht erwartet hat: dass ihm seine elitäre Einstellung im Netz gewaltig um die Ohren fliegen wird.
Auslöser für die Welle der Empörung auf Social Media Kanälen wie Twitter und Facebook ist ein Youtube-Video des Netz-Aktivisten Greg Karber, das er am vergangenen Montag hochgeladen hat. A&F verbrenne fehlerhafte Kleidung lieber, als diese an arme Menschen zu geben – eine Ansicht, die Karber nicht hinnehmen will. Also verteilt er in seinem Video Kleidung der Marke an Obdachlose und fordert seine Zuschauer auf, ihn zu unterstützen. Jeder soll seine gebrauchte Kleidung von A&F an Bedürftige und Obdachlose spenden.
Eine Gegenkampagne, die eingeschlagen ist wie eine Bombe: Innerhalb von vier Tagen haben mehr als 4,3 Millionen Menschen das Youtube-Video angesehen. Auf Twitter geht der Shitstorm gegen das Modelabel weiter. Im Sekundentakt twittern auch heute User unter dem Hashtag #FitchTheHomeless und verbreiten das Video von Karber im ganzen Netz.

Vor 17 Stunden meldete sich dann auch CEO Mike Jeffries auf der offiziellen Facebook-Seite der Marke zu Wort. Die in dem Video zitierten Sätze stammten aus dem Jahr 2006 und seien aus dem Zusammenhang gerissen, rechtfertigt er sich. Er bedauere außerdem, dass seine Worte als Beleidigung aufgefasst wurden.
Für viele scheint die Reaktion von Jeffries eine weitere Provokation zu sein. Die ersten Kommentare lassen nicht lange auf sich warten: „Wie kann „wir wollen nicht, dass dicke Leute bei uns arbeiten oder unsere Kleidung tragen“ aus dem Kontext gerissen sein? Scheint für mich ziemlich eindeutig“, fragt beispielsweise eine Facebook-Userin spöttisch. Eine andere Nutzerin kommentiert den Post und verteidigt die Modemarke: A&F sei nicht diskriminierend bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern. Sie selbst arbeite auch bei A&F und habe sogar eine Kollegin, die „Size 12“ trage – was in Europa ungefähr der Kleidergröße 40-42 entspricht.
Eine ganz andere Diskussion wird hingegen in den Kommentaren auf Youtube geführt. Hier fragen sich die User, ob die Aktion Obdachlose nicht in ihrer Würde verletzen und herabsetzen würde. So kommentiert ein Nutzer, dass er nicht wisse, was unmenschlicher sei, A&F oder das Video. Er kritisiert damit die Vorgehensweise von Karber und wirft ihm vor, Obdachlose zu benutzen, um eine Marke zu bestrafen.
Die Diskussionen im Social Web gehen weiter und was bleibt ist die Frage, ob die Aktion überhaupt irgendetwas ändern wird. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass A&F in der Öffentlichkeit kritisiert wird und auch nicht das erste Mal, dass dem Unternehmen Diskriminierung vorgeworfen wird. Umsatz macht A&F trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb? Würden sich nicht alle irgendwo geschmeichelt fühlen, wenn sie zum Einkaufen in die heiligen Hallen von A&F hineingelassen würden und dann auch noch in eines der Kleidungsstücke passen?!