Brainstorming ist die am häufigsten angewendete Methode zur Ideenfindung und der absolute Klassiker unter den Kreativitätstechniken. Sie wurde bereits in den späten 30er Jahren von dem amerikanischen Schriftsteller Alex Osborn entwickelt. Die Produktivität des Brainstormings beruht vor allem darauf, dass das Wissen mehrerer Personen zur Lösung eines Problems genutzt wird. Dabei sollen denkpsychologische Blockaden ausgeschaltet und die Lösungsvielfalt erweitert werden.
Ein erfolgreiches Brainstorming beruht – laut Peter Lawlor, dem Creative Director der Kommunikationsagentur Hill & Knowlton in London – auf zwölf Grundregeln. Im Workshop „Blue Cow“, der im April 2006 in Frankfurt stattgefunden hat, stellte er folgende Brainstorming-Tipps vor:
Goldene Brainstorming-Regeln
– Vor dem Brainstorming werden Grund und Ziel für die Ideenfindung schriftlich definiert.
– Ein vorher bestimmter Moderator führt das Gespräch, dirigiert und behält das Ziel im Auge.
– Die idealerweise 6-8 Brainstormer (maximal: 10-12) sollten aus verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichem Background kommen.
– Manchmal kann es helfen, eine ungewohnte Umgebung für ein Brainstorming zu finden.
– Die Fragestellung muss vorher klar formuliert werden – bei mehreren Themen sollten mehrere Brainstormings stattfinden.
– Es gibt keine schlechten und keine guten Ideen! Wertende Kommentare bleiben draußen, da sonst Ideen zu früh abgeblockt werden und gute Ideen verloren gehen.
– Im Vorfeld wird ein Protokollant ernannt, der nicht der Moderator ist. Alle Äußerungen werden möglichst wortgetreu auf einem Flipchart erfasst.
– Quantität ist erstmal besser als Qualität. Möglichst viele Ideen sollen generiert werden. Erst im Anschluss wird gewertet.
– Erst weit fassen, dann detailliert denken. Um den Begriff herum zu denken ist solange erlaubt, wie es Raum für neue Möglichkeiten schafft.
– Der Moderator muss die Runde bei Bedarf wieder zurück zum eigentlichen Thema führen.
– Ein Zeitlimit (30 min oder 60 min) und ein Zeitplan sind wichtig.
– Titel und Positionen werden an der Tür abgegeben, jede Stimme zählt gleich!
Im weiteren Verlauf des Workshops stellte der Kreativitätsexperte weitere wertvolle Tipps rund um das Thema Ideenfindung vor. So beispielsweise die vom Kreativitätsguru Edward de Bono entwickelte „Random Entry“ Technik, die Lotusblüten-Technik, Rollenspiele oder die „Re-expression“ Technik.
Ideas to get us fired!
Ein paar Kreativitätstools aus Peter Lawlor´s Sammlung würde ich gerne hier mit euch teilen. Denn einige von ihnen finde ich richtig gut, auch wenn sie mir anfangs etwas gewöhnungsbedürftig vorkamen. So zum Beispiel die „Ideas to get us fired!“. Bei dieser Brainstorming-Technik geht es darum, Ideen zu entwickeln, die so unverschämt, „abgefahren“ und skandalös sind, dass man ihretwegen vom Auftraggeber mit großer Wahrscheinlichkeit gefeuert werden würde. Laut Peter Lawlor ist es eine „effektive Technik, um Energie zu generieren und sie beweist, dass es so etwas wie eine schlechte Idee nicht gibt“.
Diese Technik funktioniert folgendermaßen: Die Brainstorming-Gruppe wird in 2er Grüppchen aufgeteilt. Der Moderator bittet die Teilnehmer Ideen zu überlegen, die zwar real sind, jedoch total verrückt. Jeder Teilnehmer denkt ca. 5 Minuten nach. Anschließend kommt die Gruppe wieder zusammen. Jeder stellt seine verrückten Ideen vor, die vom Protokollanten am Flipchart festgehalten werden. Nun beginnt die wirkliche kreative Herausforderung. Die Gruppe soll nun jede verrückte Idee in eine nutzbare transformieren. Wie das funktioniert? Man versucht hinter die Idee zu schauen, versucht herauszufinden was sie in Wirklichkeit erreichen will. Wer entdeckt was hinter der verrückten Idee steckt, der kann Ideen entwickeln, die realisierbar sind – und die den Auftraggeber nicht zur Weißglut bringen.
Rollenspiel-Technik
Eine weitere – wie ich finde recht effektive Kreativitätstechnik – ist die Rollenspiel-Technik. Sie lässt sich entweder als Zielgruppen- oder als Zielmedien-Technik anwenden.
Bei der Zielgruppen-Technik bekommt jeder Teilnehmer eine Zielgruppe genannt, in die er sich hereindenken und hereinfühlen soll. Im nächsten Schritt muss er folgende Fragen des Moderators beantworten:
– Was würdest du gerne über das Thema, das kommuniziert werden soll,lesen?
– Was würde dich dazu veranlassen, eine Zeitung oder ein Magazin spontan zu kaufen?
Jeder Teilnehmer überlegt 5 Minuten. Dann tragen alle nacheinander ihre Vorschläge vor, die die Grundlage für die anschließende Diskussion bilden.
Bei der Zielmedien-Technik erhält jeder Brainstormer eine Zielpublikation (Zeitung, Magazin, TV, Radiosendung, Website etc.). Er stellt sich vor, er würde für dieses Medium journalistisch arbeiten. Dann werden folgende Fragen gestellt:
– Was würde mich reizen über dieses Thema zu schreiben?
– Warum wären meine Leser an der Story interessiert?
– Welche Informationen würde ich benötigen um über dieses Thema schreiben zu können?
Ich hoffe, dass einige von euch nun Lust bekommen haben, die Techniken bei der nächsten Brainstorming-Gelegenheit auszuprobieren. Weitere Tipps zu Ideenfindung, Kreativität & Co gibt es online auf: http://www.whatif.co.uk/
Für diejenigen von euch, die lieber in Büchern stöbern, hier ein paar Buchempfehlungen aus der Literaturliste von Peter Lawlor. Einige Titel klingeln sehr vielversprechend :-):
„How to Have Kick Ass Ideas“ von Chris Baréz-Brown
„Sticky Wisdom How to Start a Creative Revolution at Work“ von Dave Allan, Matt Kingdon und Kris Murrin von Daz Rudkin
„Thinkertoys (a handbook of business creativity)“ von Michael Michalko
„Lateral Thinking: A textbook of creativity“ von Edward de Bono.
Wie arbeitet ihr am liebsten kreativ? Kennt ihr interessante Methoden, mit denen Kreativitätsarbeit noch mehr Spaß macht? Oder habt ihr vielleicht schon mal eine der vorgestellten Techniken ausprobiert? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Hallo,
ich vermisse eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema Onlinebrainstorming. Es gibt zwar mehr und mehr Portal, wie Bonspin oder die Nummer von Tchibo, die sich mit dem Thema beschäftigen, aber das Netz gibt nicht wirklich viel Info zur Thematik, vielleicht sogar Vergleiche zwischen den unterschiedlichen Portalen.
Unter meiner Website hab ich nen Link platziert, der sich zumindest ansatzweise damit auseinandersetzt…Der Unterschied zum klassischen Brainstorming könnte aber sicher ausführlicher dargestellt werden…Seid ihr meine letzte Hoffnung?
Schönen Gruß
Markus