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10 Shades of Youtube

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YouTube Cupcakes in schwarz und rot
Quelle: Flickr, Janet

“We are continuously working towards our goal of making YouTube the digital video repository for the Internet.” So schrieben die Gründer von YouTube einst auf dem offiziellen YouTube Blog am 7. Juli 2005. Die Arbeit scheint sich bezahlt gemacht zu haben: Heute ist YouTube das größte Videoarchiv der Welt.

Am 15. Februar 2005 wurde das Videoportal von den ehemaligen Paypal-Mitarbeitern Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim gegründet. Etwa eineinhalb Jahre später wurde YouTube von Google für 1,65 Millionen Dollar gekauft. Zu diesem Zeitpunkt wurden gerade einmal 65,000 Videos täglich hochgeladen. Heute sind es mehr als 300 Stunden Videomaterial pro Minute.

Längst ist YouTube mehr als eine Plattform für Amateurfilme. Professionelle Sender haben sich etabliert, YouTube-Stars sind zur neuen Prominenz geworden und Unternehmen haben mit Videomarketing neue Zielgruppen erschlossen. Vieles hat YouTube auf dem Weg zum Erfolg richtig gemacht. Aber nicht alle Entwicklungen fanden unter den Nutzern Gefallen.

 

Content-ID und die Folgen

Zu einem großen Ärgernis führte das eingeführte Content-ID-System, das Urheberrechtsverletzung und resultierende Klagen gegen Youtube verhindern soll. Urheber können ihre Lieder, Filme oder sonstiges von diesem System als sogenannte Referenzdatei erfassen lassen und ihr Eigentum in anderen Videos wiedererkennen. Je nach Wunsch können die Werbeeinnahmen zum Urheber umgeleitet werden oder das Video wird automatisch gelöscht oder stumm geschaltet.

Bei diesem Prozess treten aber mehrere Probleme auf. Zum einen wird nicht geprüft, wer die Referenzdateien hoch lädt und ob es sich dabei tatsächlich um den Urheber handelt. Das kann natürlich zu Missbrauch führen, besonders wenn jemand am Werk eines anderen verdient. Zum anderen wird zwischen legal erworbenen Nutzungsrechten und illegalen Uploads nicht unterschieden. Da der ganze Prozess automatisch abläuft, sind Fehler natürlich vorprogrammiert und YouTuber können sich gegen solche nur schwer wehren. Kuriose Fälle wie die fälschliche Einstufung von Katzenschnurren als Urheberrechtsverletzung sind keine Einzelheit.

Mittlerweile gibt es zwar Kooperation zwischen Urhebern und YouTubern wie z.B. das Nintendo Creators Programm,bei dem Let’s Play Video-Produzenten an den Werbeeinnahmen beteiligt werden. Die Abhängigkeit von den Firmen und die Gefahr der Zensur bei einer negativen Rezension ist jedoch keine dauerhafte Lösung.

Das neue YouTube-Abo: Music Key

Kritisch wird auch der von YouTube geplante kostenpflichtige Abo-Dienst Music Key beäugt. Ähnlich wie die Streaming Dienste Spotify oder Deezer bietet er werbefreie Musikclips ohne Unterbrechungen – auch für den offline Gebrauch. Das klingt erst mal nach einer harmlosen Sache. Für Musiker gibt es aber einen Haken: künftig müssen sie alle ihre existierenden Werke auf YouTube hochladen, damit sie zum einen weiterhin vom Content-ID System geschützt sind und zum anderen an den Werbeeinnahmen beteiligt werden. Zudem dürfen die Videos nicht mehr auf anderen Videoplattformen verbreitet werden.

Konkurrenz in Sicht?

Die Messlatte ist hoch, aber nicht unerreichbar. Facebook kommt mit 1 Milliarde täglichen Views schon in Reichweite – auch wenn ein Teil davon durch die automatische Abspielfunktion erzeugt wurde. Auch andere soziale Netzwerke wie Instagram, Twitter oder Vine haben kürzlich eine Videofunktion eingeführt, ebenso sind Messenger wie Snapchat und WhatsApp dem Videotrend dicht auf den Fersen. Ein weiterer Konkurrent ist das Start-Up Vessel. Es verspricht unter anderem eine höhere Gewinnbeteiligung für Video-Produzenten. Etablierte YouTube-Stars könnten bei einem Wechsel dem Start-Up die nötige Fangemeinde und damit den ersten Aufschwung bescheren.

Was jetzt?

Was die Masse an Videos betrifft, wird YouTube zweifellos weiter auf dem Thron sitzen bleiben. Immerhin gilt YouTube als zweitgrößte Suchmaschine der Welt. Konkurrenten können die bisherigen Schwächen des Videoriesen aber durchaus für sich nutzen und auf Qualität statt Quantität setzen und verstärkt auf die Wünsche seiner Nutzer eingehen. YouTube dagegen muss mehr in seine Künstler investieren und sie besser unterstützen – weitere YouTube-Studios und professionelle Unterstützung sind dafür nur der Anfang. Der Draht zu seinen Video-Produzenten und Nutzern darf nicht verloren gehen, denn ohne sie wäre das Portal immerhin nichts wert.