Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Politik-PR in Deutschland: „Uninspiriert, langweilig, nichtssagend!“

4

Ein vernichtendes Urteil über die PR-Strategen in der deutschen Politik fällt der Berliner Kreativdirektor Amir Kassaei heute in der Frankfurter Rundschau.
Unter dem Titel „Politik-PR? So nicht!“ analysiert der Chief Creative Officer der DDB Group Germany aktuelle Wahlplakate in Hessen und ist wenig angetan. Politische Werbung in Deutschland sei „uninspiriert, langweilig und leider nichtssagend.“
Dabei sieht er die Macher in den Wahlkampfzentralen über alle Parteigrenzen hinweg auf dem falschen Weg: „Politische Parteien und politische Menschen, die sich zur Wahl stellen, müssen sich genau so wie Marken positionieren. Sie müssen Werte kommunizieren und leben – und sie müssen die jeweils richtigen Menschen an der richtigen Stelle mit der richtigen Relevanz erreichen. Das tut keine Partei in Deutschland.“

Hat Kassaei mit seiner Einschätzung wirklich recht? Oder gibt es zwischen den Parteien doch Unterschiede? Fällt euch im aktuellen Wahlkampf vielleicht eine Partei mit ihrer Kampagne besonders positiv oder negativ auf?

  1. Claudia Matz

    Ich würde Kassaei prinzipiell recht geben. Die aktuellen Plakate hier in Niedersachsen sind meiner Meinung nach auch richtig, richtig schlecht und erschreckend einfallslos.
    In den Wahlkämpfen der letzten Jahre sind höchstens noch die Grünen mit der ein oder anderen witzigen Idee aufgefallen.

  2. Sicherlich gibt es einige schlechte, langweilige und uninspirierte Motive. Aber generell finde ich die Wahlwerbung (in den vergangenen Jahren) immer besser. Vor allem die Grünen haben im Bundestagswahlkampf 2005 und auch schon 2002 überzeugt. Die Motive der Hessen-SPD funktionieren – finde ich zumindest – auf dem zweiten Blick recht gut.

    Die Frage ist übrigens auch, ob es Kassaei besser machen könnte. Ich habe da so meine Zweifel:
    http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/cn_artikel_drucken/strucid/PAGE_200013/pageid/PAGE_200050/docid/782956/SH/0/depot/0/

  3. Lieber Herr Gramling,

    die Frage, ob Amir Kassaei es tatsächlich besser könnte, ist natürlich spekulativ. Die Plakatidee der DDB (http://ad22.vhb.de/pshb?fn=relhbi&sfn=cn_load_bin&id=867602) bei der Handelsblatt-Aktion vor drei Jahren finde ich allerdings nicht eintönig, sondern durchaus sinnvoll. Auch wenn das Verzichten auf eine emotionale Ansprache in der Werbung mehr als ungewöhnlich ist. In diesem Fall kann ich Kassaeis Argumentation, bei Hartz IV gehe es um Tatsachen, da helfe es keinem, mit emotionalen Welten zu kommen, durchaus nachvollziehen.
    Der ausgelutschte Kennedy-Spruch („Fragen Sie nicht mehr, was Ihr Land für Sie tun kann. Fragen Sie lieber, was Sie für Ihr Land tun können.“) im Kleingedruckten ist allerdings in der Tat ein völlig überflüssiges No-Go, da stimme ich Ihnen zu.
    Die Kompetenz Kassaeis möchte ich aber dennoch nicht anzweifeln. Schließlich führte der gebürtige Iraner die DBB Group Germany laut Frankfurter Rundschau „binnen zwei Jahren unter die zehn besten Agenturen weltweit. Er entwickelte unter anderem Kampagnen für Mercedes, Apple, Adidas und Coca-Cola. Mit mehr als 900 Preisen ist Kassaei einer der meistausgezeichneten Kreativen Europas.“
    Last but not least, ist es auch meine ganz subjektive Meinung, dass Kassaei Recht hat. Mich spricht die aktuelle Plakatwerbung der Parteien hier in Hessen in keinster Weise an. In manchen Fällen (z.B. FDP) möchte man sich gar mit Grauen abwenden.

  4. Die Kompetenz Kassaeis ziehe ich nicht in Zweifel. Allerdings fand ich seine bisherigen Aussagen zur politischen Werbung/PR etwas….seltsam. Seine Kampagnen für coco-cola oder auch apple und vw finde ich übrigens einfach genial.

Die Kommentare sind geschlossen.