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Vom Ende der „Informationsära“ und dem „Cult of social“

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Der dreitägige (22.Januar – 24.Januar 2012) Innovationskongress Digital, Life, Design (DLD) in München ging heute mit einigen negativen Stimmen zum „Cult of Social“ und der Prognose, das Ende der „Informationsära“ sei angebrochen dem Ende zu.

Hubert Burda, Eigentümer des Hubert Burda Verlages und Yossi Vardi, Erfinder des Internetdienstes ICQ eröffneten eine der wichtigsten Konferenzen zum Thema digitales Leben mit den Worten: „Netzwerktreffen im wirklichen Leben sind weiter unverzichtbar“ und „Social Media eröffnet neue Möglichkeiten der öffentlichen Meinungsbildung“. Weniger Neuigkeiten, als allgemeine, ohnehin schon bekannte Aussagen. Doch auf der diesjährigen DLD gaben einige Chefs, Gründer und Vorsitzende weitaus andere Töne von sich, die fern von der heilen Welt des Social Web liegen.

„Everything is going social“ und das ist laut Autor Andrew Keen eine tragische Tendenz. Die Bereitschaft der Menschen sich im Internet völlig zu entblößen und dies auch noch wissentlich zu tun, sei bedenklich. In sozialen Netzwerken, wie etwa Facebook sei der Nutzer schon längst zum Produkt geworden, so Keen. Der Trend des Social Web und die steigende Popularität, der so genannte „Cult of social“, müssen bekämpft werden, plädiert Keen. Harte Worte, doch damit steht Keen nicht allein da.

Google-Vertriebschef Nikesh Arora sieht den Bogen ebenfalls überspannt. Zu viele verschiedene Anwendungen und Dienste würden das Internet nur unübersichtlich machen und die Bedürfnisse der Menschen nicht mehr befriedigen. „Die Informationsära“ sei vorbei, so Arora. Damit spielte er insbesondere auf die hohe Informationsflut im Internet an, die wir nicht mehr in der Lage sind zu ordnen, zu beurteilen und sinnvoll zu nutzen. Arora sieht die Bedürfnisse der Menschen nicht mehr im Mittelpunkt stehen und sprach sich für eine möglichst schnelle Änderung dessen aus.

Positive Worte gab es hingegen von Facebook COO Sheryl Sandberg über die hohe Bedeutung von Facebook als wirtschaftlichen Einflussfaktor und von Telefónica O2 Germany-Chef René Schuster über die schlagartig steigende Beliebtheit von „mobilem Retail“.

Für 230.000 Jobs in Europa, davon rund 36.000 in Deutschland und einen Mehrwert von 15,3 Milliarden Euro in europäischen Unternehmen, davon 2,6 Milliarden Euro in deutschen Unternehmen sei Facebook, laut einer Studie, verantwortlich. So leitete Sandberg in ihre Grundsatzrede auf der DLD ein und erklärte die Bedeutung von Facebook besonders für klein- und mittelständige Unternehmen (KMU). „Der Erfolg von Social Media bedeutet Wachstum und Arbeitsplätze“, so Sandberg weiter. Erstaunlich ist, das 38 Prozent aller KMU durch Facebook ein klares Wirtschaftswachstum verzeichnet hätten und 69 Prozent ihren Bekanntheitsgrad mit Hilfe von Facebook signifikant gesteigert hätten.

Mit ihrem Vortrag schließt Sandberg außerdem an einen aufkommenden Trend im Social Web an. Einige Unternehmen versuchen ihre Social Media Strategie nun mehr in das Unternehmen einzubinden und Mitarbeiter daraufhin zu schulen und nicht mehr nur dem Trend Social Media zu folgen und eine nicht individuelle Strategie zu erstellen. Nur wer in die richtige Aus- und Weiterbildung, die notwendigen Technologien und Netzwerke investiere, könne mit Social Media weiterhin Innovationen und Wirtschaftswachstum fördern, so Sandberg.

Zwar hat es Facebook längst auf dem deutschen Markt geschafft, doch es gibt durchaus soziale Netzwerke, die mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen haben. Der Microblogging-Dienst Twitter ist mit der Verwendung in Deutschland noch nicht zufrieden. Inoffiziell wird Deutschland auch das „Twitter-Entwicklungsland“ genannt und Twitter-Gründer Jack Dorsey machte auf der DLD noch einmal deutlich: „Man muss nicht unbedingt selbst Tweets schreiben um Twitter zu nutzen“. Um den gleichen Anklang wie zum Beispiel in den USA zu finden, plant Dorsey derzeit eine offizielle Niederlassung seines Unternehmens in Deutschland und sucht sich hierfür gerade geeignete Mitarbeiter.

Neben einer Diskussion über Datenschutz zwischen XING-Chef Stefan Groß-Selbeck, dem Vorsitzenden der Piratenpartei Sebastian Nerz und 4Chan-Gründer Chris Poole, in der Daten von Nutzern und Kunden als „das Öl des 21.Jahrhunderts“ bezeichnet wurden, plädierte EU Kommissarin Viviane Reding für das „Recht auf das Vergessenwerden“. Dabei soll es bald einen Reformvorschlag geben, der die eigenen Publikationen im Internet löschbar machen soll.