Der klammheimliche Niedergang von StudiVZ! Hilflos gegen Facebook: Still stirbt StudiVZ. StudiVZ: Der Letzte macht das Licht aus.
Aber das Netzwerk ist nun mal kein Tier, das sich zum Sterben eine tiefe Höhle zurückzieht. Nein. Es trommelt laut, wirft sich in sein schönstes Kleid und bäumt sich (ein letztes Mal?) auf.
Die Gründung eines Trios
Explizit als Studentenverzeichnis wurde die Social Community am 11. November 2005 von Ehssan Dariani und Dennis Bemmanm gegründet und 2007 für geschätzte 85 Mio. Euro als Tochterunternehmen VZ Netzwerke von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck GmbH gekauft. Mit dem Fokus auf dieser Zielgruppe, immerhin 2 Millionen Menschen, lag man goldrichtig und verzeichnete schnell steigende Userzahlen.
Kein Wunder also, dass 2007 Geschwisterchen Nummer eins das Licht der digitalen Welt erblickte: Mit SchülerVZ wollte das Unternehmen die (Noch-)Nicht-Studenten ansprechen. Mit der Gründung von meinVZ (heute freundeVZ) öffnete das Unternehmen kurz drauf die Zielgruppen noch weiter und peilte alle 18 bis 28-jährigen an, die weder Student noch Schüler sind. Damit wollte man die Nutzer wieder einfangen, die mit dem Erreichen des 21. Lebensjahres den Status Schüler verlassen, keine Studenten werden und dann zur Konkurrenz abwandern.
Das klingt nach Strategie. Das klingt als könnte es funktionieren.
Der Niedergang
Mit den drei Plattformen beherrschte Holtzbrinck und seine Investoren 2008 den Online-Markt. Das Unternehmen war so erfolgreich, dass das in Deutschland gerade fußfassende Facebook die VZ-Netzwerke aufkaufen wollte. Das Angebot wurde jedoch ausgeschlagen. Wohlmöglich ein Fehler.
Wirtschaftlich konnte die VZ-Gruppe erst durch den intensiven Verkauf von Werbeflächen und durch Umsatzbeteiligungen an den von Partnerunternehmen verkauften Spielen Gewinn einstreichen. Mit steigendem Umsatz sanken allerdings die Zahl der aktiven Accounts. Die VZ-Gruppe verliert seit 2010 langsam und stetig Mitglieder. Lag man den eigenen Angaben nach im Juli 2010 noch bei über 17 Millionen so sind es heute noch 16 Millionen. Allerdings ruft nur eine knappe Millionen Menschen eine der drei Plattformen täglich auf. Beteiligungen in Gruppen oder im Buschfunk bleiben fast gänzlich aus. Die eigenen Anhänger rufen den Tod von schülerVZ, studiVZ und freundeVZ aus. Das Leben blutet langsam heraus.
Das Aufbäumen
Woran liegt das? Wahrscheinlich an den wenigen Innovationen, die die Betreiber präsentierten. Da wurden allenfalls der Chat und die Fotoalben redesignd. Man bot nur mäßige Apps an. Angesichts der starken Konkurrenz war das nicht genug. Das bemerkten auch die Macher selbst und verließen heimlich, still und leise das sinkende Schiff. Die Verlagsgruppe selbst möchte das VZ-Trio nun noch mit viel Gewinn verkaufen, aber kein Käufer lässt sich von der in den letzten Zuckungen liegenden Community beeindrucken.
Um sich aus dem Wachkoma zu befreien und so vielleicht doch noch einen Käufer zu finden, plant das Unternehmen eine konzeptionelle Fokussierung auf „Kommunikation“ (auch nicht wirklich neu) und vor allem einen optischen Relaunch.
Seit Ende September kann der VZ-Nutzer zwischen der alten und einer neuen Version seiner Plattform hin und her springen. Verbesserungsvorschläge, Tipps für neue Tools und andere Wünsche kann man in einem Forum direkt loswerden. Getreu des neuen Mottos „Gemeinsame Sache“ (Ein Apell an alle Verbliebenen?). Sechs bis neun Monate soll diese Test- und Sammelphase dauern. Das umgesetzte Ergebnis soll dann dem Willen der Community entsprechen. Das der erste Vorschlag für die neue Optik bislang noch deutlicher aussieht wie ein rotes Facebook als je zuvor, dürfte wohl jedem auffallen. Putzt man sich raus um noch einen Käufer zu finden? Oder um schön zu sterben? Wir werden es sehen.
Wann genau sind studiVZ und Co. gescheitert? Liegt es wirklich nur an der Übermacht der Konkurrenz? Vielleicht hätte man statt in Werbeverträge in Innovationen und gute Ideen investieren sollen. Vielleicht wollte man zu viele Menschen unter das Dach der unterschiedlich ausgerichteten Communitys packen und hat vor lauter Wald die Bäume nicht mehr gesehen.
Wer noch einen Account bei VZ besitzt, hat nun noch zwei Möglichkeiten: Entweder er beendet das Trauerspiel sofort oder er leidet solidarisch noch ein bisschen in leeren Gruppen mit…
Vermutlich wird studiVZ deswegen scheitern, weil nicht genug Geld in das Marketing geflossen ist. Facebook ist ja nicht deswegen so erfolgreich geworden, weil es besonders innovative Funktionen hatte oder designed war, im Gegenteil. Bei Facebook gezielt jemanden oder etwas zu suchen, ist äusserst schwierig. Das Layout ist ebenfalls schwach bis nicht existent.