Zwei Schweizer Milchbauern treiben derzeit ihr Unwesen auf Facebook. Ein Video zeigt, wie sich „Sebi und Paul“ in einem Café gegenübersitzen und sich via Facebook-Chat unterhalten. Dann geschieht etwas Ungewöhnliches: Die beiden schauen den Zuschauer auffordernd an, und plötzlich findet er sich als Teil des Videos wieder. Die Bauern gucken sich seine neuesten Profilbilder an, kommentieren seine aktuellen Statusmeldungen und persönlichen Angaben.
Es handelt sich hierbei um die Social Media-Kampagne von Schweiz Tourismus, die Ende Mai gestartet wurde. Unter dem Titel „Urlaub ohne Internet“ können sich Facebook-Nutzer in dem Spot mit Sebi und Paul vernetzen, sodass die beiden das Profil des Nutzers analysieren können. Je nachdem, wie aktiv der Zuschauer auf Facebook ist, wird ihm oder seinen aktivsten Freunden ein Urlaub in einer abgelegenen Berghütte empfohlen – ohne Internet. Daraufhin endet der Spot, die Bauern schauen den Nutzer erneut auffordernd an. Nun kann er entweder selbst an einem Wettbewerb teilnehmen, um eine Woche in einer Berghütte im Schweizer Kanton Uri zu gewinnen, oder seine Freunde zur Teilnahme einladen (Ende des Wettbewerbs ist am 1. Juli 2011).
Wer teilnehmen möchte, muss ein Online-Formular ausfüllen und begründen, warum er reif für eine Woche Urlaub ohne Internet ist. Der Grund wird auf der Kampagnen-Homepage veröffentlicht und kann via Facebook von anderen unterstützt werden. Je mehr Unterstützer man hat, desto größer sind die Gewinnchancen. Der spätere Gewinner kann unter all seinen Unterstützern zehn Leute aussuchen, die er mit in den Urlaub nehmen möchte. Man tut also gut daran, auch „echte“ Freunde um Hilfe zu bitten, sonst sitzt man am Ende eine Woche mit zehn Facebook-Freunden auf einem Berg, mit denen man vielleicht nicht ganz so gerne offline sein möchte…
Das Konzept scheint zu funktionieren, denn die Facebook-Seite von Schweiz Tourismus hat mittlerweile fast 85.000 Fans. Vorgestern waren es noch 82.000. Kreiert wurde die Kampagne von der Agentur Spillmann/Felser/Leo Burnett und der Social-Media-Produktion smly.
Eine witzige Idee, die die Zielgruppe auf überraschende Weise einbindet. „Viele Nutzer waren völlig überrascht und irritiert, dass wir ihnen so viel von ihrem eigenen Facebook-Account zeigten“, sagt Schweiz-Tourismus-Direktor Jürg Schmid. Doch anscheinend fand nicht jeder die Idee von „Ferien ohne Internet“ so gut: Nach drei Tagen wurde die App von Facebook kommentarlos deaktiviert. Mittlerweile funktioniert sie wieder. Schmid sagt dazu: „Es ist keine Kampagne gegen Facebook. Im Gegenteil – sie findet ja sogar ausschließlich auf Facebook statt und unterstreicht somit die gesellschaftliche Bedeutung dieser Plattform. Wir möchten den Benutzern humorvoll bewusst machen, dass man qualitativ bessere Ferien macht, wenn man die digitalen Geräte einmal abschaltet.“
Und es ist ja auch nicht so, dass die Sperrung der App dem PR-Effekt schaden würde. So heißt es in einem Kommentar auf persoenlich.com: „Wundervoller PR-Case. Wenns Spillmann jetzt richtig macht, sprechen die Leute noch viel länger über den Wettbewerb und die Idee dahinter.“